Roland Hardmeiers Buch „Glaube, der trägt, wenn alles im Fluss ist“ ist ein leidenschaftliches und zugleich ausgewogenes Plädoyer für einen Glauben, der inmitten der Herausforderungen unserer Zeit tragfähig bleibt.
Wer ist der Autor?
Roland Hardmeier ist ein erfahrener Theologe, der die evangelikale Bewegung kenntnisreich analysiert und mit Fingerspitzengefühl herausfordert. Er ist in der evangelikalen Welt verwurzelt und gleichzeitig offen für eine differenzierte Reflexion. Diese doppelte Perspektive macht ihn zu einem glaubwürdigen Begleiter in den oft hitzigen Diskussionen um Glaubensfragen in einer pluralistischen Gesellschaft.
Worum geht es?
Das Buch beginnt mit einer klugen Einführung in die gesellschaftlichen und kirchlichen Umwälzungen unserer Zeit und klärt grundlegende Begriffe wie „fundamentalistisch“, „evangelikal“ und „postevangelikal“. In den nachfolgenden Kapiteln setzt sich Hardmeier mit kontroversen Themen auseinander, darunter das evangelikale Schriftverständnis, moderne Bibelwissenschaft, das Kreuz, Genderfragen sowie Himmel und Hölle. Seine fundierte und faire Analyse zeigt eine tiefe theologische Durchdringung der Materie, ohne dabei die Komplexität der Diskussion zu vereinfachen. „Wir müssen mit derselben Entschlossenheit, mit der Luther, Calvin und andere Reformatoren ans Werk gingen, fragen, was die Wahrheit des Evangeliums für unsere Zeit ist.“
Hardmeiers Stärke liegt in seiner ausgewogenen Betrachtung. Er zeigt die Spannungen zwischen traditionellem und modernem Denken auf, ohne eine der beiden Seiten vorschnell zu verwerfen. Sein Vertrauen in die Bibel als Offenbarung Gottes ist dabei der rote Faden, der die Leser auch durch schwierige theologische Fragen führt. Im letzten Abschnitt des Buches skizziert er mögliche Wege, wie ein tragfähiger Glaube in Zukunft aussehen kann – ein Glaube, der sowohl in der Schrift als auch in der Gegenwart verwurzelt ist. „Wir brauchen einen Mittelweg zwischen fundamentalistischer Engführung und kritischen Bibelzugängen.“
Wer sollte es lesen?
Das Buch richtet sich an ein breites Publikum: an evangelikale Christen, die sich ihrer theologischen Wurzeln vergewissern wollen, an Theologen und Pastorinnen, die Orientierung suchen, und an alle, die sich für die Herausforderungen des christlichen Glaubens in der heutigen Zeit interessieren. Es ist aufgrund seines flüssigen und leicht lesbaren Schreibstils auch für Laien geeignet, die sich mit theologischen Fragen intensiver beschäftigen möchten.
Was gibt es Kritisches?
Während Hardmeiers fundierte Analyse beeindruckt, könnte man einwenden, dass er in seinem Versuch, alle Seiten fair zu beleuchten, gelegentlich etwas unentschlossen wirkt. Leser, die klare Positionierungen bevorzugen, könnten sich eine stärkere Zuspitzung wünschen. Doch genau dieser Ansatz – die Suche nach einer „Mitte“ – ist auch die Stärke des Buches, da er den Dialog fördert und polarisierende Denkweisen hinterfragt.
Was bleibt?
Die Lektüre ist ein hilfreiches Werk, das auf der Höhe der Zeit die Herausforderungen und Chancen des evangelikalen Glaubens beleuchtet. Roland Hardmeier gelingt es, eine Brücke zwischen Tradition und Moderne zu schlagen und einen Glauben zu skizzieren, der sowohl biblisch fundiert als auch zeitgemäß ist. Das Buch bietet eine wertvolle Grundlage für Gespräche über die Zukunft des Christentums und ist eine Empfehlung für alle, die den evangelikalen Glauben in einer pluralistischen Welt reflektieren wollen. „Ein lebendiger Glaube misst sich nicht nur an dem, was er bekennt, sondern auch an dem, was er bewirkt.“
Das Buch:
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Hardmeier, R. (2024): Glaube, der trägt, wenn alles im Fluss ist. Evangelikale zwischen fundamentalistisch und postevangelikal, Brunnen Verlag, 336 Seiten, ISBN: 978-3-76552-189-8, Preis: 25,00 €
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