Hebräische Bibel und Altes Testament

Das Buch "Hebräische Bibel und Altes Testament: Warum Juden und Christen die gleichen Texte unterschiedlich lesen" von Amy-Jill Levine und Marc Zvi Brettler bietet eine theologisch faszinierende Reise in die Bibelauslegung und ermöglicht sowohl Juden als auch Christen, ihre eigene Tradition und die des jeweils anderen besser zu verstehen.

 

Wer sind die Autoren?

Amy-Jill Levine, orthodoxe Jüdin und Professorin für Neues Testament an der Vanderbilt University in Nashville, und Marc Zvi Brettler, Professor für Jüdische Studien an der Duke University, sind weltweit anerkannte Experten auf ihren Gebieten. Ihre gemeinsame Expertise verleiht dem Buch besondere Tiefe, da sie sowohl die jüdische als auch die christliche Perspektive mit großer Kenntnis und Sensibilität darlegen. Levine und Brettler haben es sich zur Aufgabe gemacht, beide Leserschaften näher zusammenzubringen, indem sie aufzeigen, wie historische, kulturelle und theologische Unterschiede zu verschiedenen Interpretationen derselben biblischen Texte führen. „Ignoranz gegenüber der Tradition des Anderen ist kein Segen.“

 

Worum geht es in dem Buch?

Das Buch führt die Leser durch zentrale Texte der Hebräischen Bibel und zeigt, wie diese in jüdischer und christlicher Tradition unterschiedlich verstanden werden. Die Autoren werfen unter anderem einen Blick auf die Schöpfungsgeschichte, die Psalmen, die Figur des leidenden Gottesknechts und den Propheten Jona.

Dabei analysieren die Autoren jedes Kapitel anhand von drei zentralen Fragen:

  • Was bedeutete der Text ursprünglich im alten Israel?
  • Wie interpretieren die Autoren des Neuen Testaments diesen Text?
  • Und wie wurde derselbe Text später verstanden – von den zeitgenössischen Juden zur Zeit Jesu, über die rabbinische und mittelalterliche jüdische Tradition bis hin zur späteren christlichen Auslegung?

Mit detaillierten Erklärungen verdeutlichen sie, wie diese Texte in ihrem ursprünglichen historischen und literarischen Kontext verstanden wurden und warum sich ihre Auslegungen in den jüdischen und christlichen Gemeinschaften im Laufe der Zeit auseinanderentwickelt haben. „So ist das Buch ein Akt der Neugewinnung, damit wir alle besser mit Bibelstellen vertraut werden, die Juden und Christen gemeinsam haben, wenn auch mit unterschiedlicher Gewichtung.“

 

Das Buch lädt dazu ein, tief in die jüdische und christliche Auslegungsgeschichte einzutauchen und sich von den vielfältigen Bedeutungen der Bibel inspirieren zu lassen. Die beiden renommierten Bibelwissenschaftler präsentieren die unterschiedlichen Herangehensweisen an dieselben Texte der Heiligen Schrift und öffnen so neue Horizonte für einen interreligiösen Dialog. Das Autorenduo verficht hier allerdings nicht die eine richtige Lesart, sondern erhofft sich, dass das Buch Lesern hilft zu verstehen, inwiefern und warum die Bibel ein so umkämpftes Werk ist. „Ziel der Bibelwissenschaft sollte nicht sein, einander zu bekehren oder gegeneinander zu polemisieren.“

 

Wer sollte das Buch lesen?

Dieses Buch richtet sich sowohl an Christen als auch an Juden, die mehr über die gemeinsamen Wurzeln ihrer Traditionen erfahren möchten. Es ist besonders für Theologiestudierende, Bibelwissenschaftler und Laien geeignet, die einen tieferen Einblick in die unterschiedlichen Lesarten der Hebräischen Bibel und des Alten Testaments suchen. Aber auch für interessierte Laien, die sich für den Dialog zwischen den Religionen begeistern, ist das Buch eine wahre Fundgrube an Wissen und Inspiration.

 

Was gibt es Kritisches?

Trotz der großen Bereicherung, die dieses Werk bietet, könnte die tiefe akademische Herangehensweise für manche Leser eine Herausforderung darstellen. Levine und Brettler behandeln komplexe historische und theologische Themen, die ein gewisses Vorwissen voraussetzen. Für Leser, die sich erst neu mit der Bibelwissenschaft beschäftigen, könnten einige Passagen daher anspruchsvoll sein. Allerdings gelingt es den Autoren, schwierige Konzepte zugänglich und lebendig zu präsentieren, sodass sich auch weniger erfahrene Leser ermutigt fühlen, weiterzulesen. Außerdem ist zu bedenken, dass dieses Buch einen interreligiösen Dialog eröffnet, aus dem wertvolle Denkanstöße gewonnen werden können. Dennoch sollte man sich stets bewusst bleiben, dass das Wort Gottes die oberste Quelle aller Wahrheit ist und nicht von einer bestimmten religiösen Perspektive abhängig gemacht werden kann.

 

Was bleibt?

Die Ausarbeitung ist eine tiefgründige Einführung in die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der jüdischen und christlichen Bibelauslegung. Es lädt dazu ein, die Schönheit und Vielfalt der Heiligen Schrift neu zu entdecken und vermittelt wertvolle Einsichten in die Geschichte der biblischen Interpretation. Wer daran interessiert ist, die jüdischen und christlichen Perspektiven besser zu verstehen, findet in diesem Buch eine wahre Schatztruhe an Wissen. Sicherlich empfehlenswert für alle, die über den Tellerrand ihrer eigenen Tradition hinausblicken möchten!


Das Buch: 

  • Levine, A-J. / Brettler, M. (2024): Hebräische Bibel und Altes Testament. Warum Juden und Christen die gleichen Texte unterschiedlich lesen, Deutsche Bibelgesellschaft, 520 Seiten, ISBN: 978-3-438-05494-4, Preis: 58,00 €

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