Center Church

Timothy Kellers Center Church ist ein umfassendes Werk über Gemeindearbeit im urbanen Kontext und darüber, wie das Evangelium tief in die Kultur eingebettet und auf relevante Weise weitergegeben werden kann.

 

Wer ist der Autor?

Timothy Keller (1950 – 2023), Gründer der Redeemer Presbyterian Church in New York City, hat sich als einflussreicher Denker und Praktiker in der modernen Gemeindearbeit einen Namen gemacht. Keller ist bekannt für seine Fähigkeit, komplexe theologische Themen verständlich darzustellen und sie auf die alltäglichen Herausforderungen von Kirchen und Christen in der westlichen Welt anzuwenden. Center Church ist das Ergebnis seiner jahrzehntelangen Erfahrung und Reflexion über Gemeindegründung und städtische Evangelisation.

 

Worum geht es in dem Buch?

Kellers Buch ist ein Meilenstein in der Diskussion über Gemeindearbeit im städtischen Kontext. Ihm gelingt es, wie kaum einem anderen, tiefgehende theologische Reflexion mit praktischen Anleitungen für eine missionale Kirche zu verbinden, die im 21. Jahrhundert wirksam sein will. Dabei besteht das Werk aus drei Hauptteilen, die sich mit den Grundlagen einer gesunden Gemeinde befassen:

 

  1. Gospel Theology: Der Autor betont, dass das Evangelium im Zentrum jeder Gemeinde stehen muss. Er beschreibt, wie man eine Balance zwischen den verschiedenen Aspekten des Evangeliums findet – Gnade und Gerechtigkeit, Liebe und Heiligkeit.
  2. City Vision: Dieser Teil befasst sich mit der Bedeutung von Städten als Schlüsselpunkte für Evangelisation und kulturellen Wandel. Keller argumentiert, dass Städte besonders empfänglich für das Evangelium sind und daher eine strategische Bedeutung für die missionale Arbeit haben. Lobenswert ist, dass die häufig falsch verstandene Kontextualisierung und ihre Gefahren thematisiert werden, dann aber auch erläutert wird, was biblische Kontex­tualisierung bedeutet und wie wichtig sie für jede Art von Evangelisation ist.
  3. Cultural Engagement: Hier erklärt der Verfasser, wie Christen sich in eine säkulare, oft feindselige Kultur einbringen können, ohne ihre Identität und Überzeugungen zu verlieren. Er beschreibt, wie Gemeinden das Evangelium kontextualisieren können, ohne es zu verwässern.

Blickt man etwas genauer, so lassen sich die Hauptgedanken wie folgt zusammenfassen:

  1. Gleichgewicht des Evangeliums: Keller betont die Notwendigkeit, das Evangelium als zentralen Kern der Gemeindearbeit zu bewahren. Er unterscheidet zwischen einem Ansatz, der die Gnade betont, und einem, der die Gerechtigkeit Gottes in den Vordergrund stellt, und argumentiert, dass beide Elemente ausgeglichen und integriert werden müssen.
  2. Gleichgewicht von Theologie und Kontextualisierung: Der Schreiber spricht von der Bedeutung, das Evangelium in den spezifischen kulturellen Kontext zu übersetzen, ohne seine Botschaft zu verfälschen. Dies bedeutet, dass die Botschaft relevant und verständlich gemacht werden muss, ohne dass ihre zentrale Wahrheit aufgegeben wird.
  3. Stadtzentrierte Mission: Ein großer Teil des Buches konzentriert sich auf die Bedeutung der Städte für die Evangelisation. Keller zeigt, wie Gemeinden sich auf Städte konzentrieren sollten, da Städte kulturelle Zentren sind, die einen großen Einfluss auf die Gesellschaft haben.
  4. Glaubensbasierte und werksbasierte Rechtfertigung: Der Theologe stellt dar, wie Gemeinden sowohl das Heil durch den Glauben als auch die Wichtigkeit von Werken in einem Leben, das von Gottes Gnade durchdrungen ist, betonen sollten. Er sieht die Gefahr in Gemeinden, entweder legalistisch zu werden oder zu sehr in eine „alles ist erlaubt“-Mentalität zu verfallen.
  5. Integration von Glaube und Arbeit: Das Werk hebt hervor, dass das Christentum nicht auf den Gottesdienst beschränkt sein sollte, sondern in alle Bereiche des Lebens integriert werden muss. Glaube und Arbeit sind eng miteinander verbunden, und christliche Werte sollten die alltägliche Arbeit und das Berufsleben durchdringen.
  6. Missionale Kirchen: Pastor Keller ruft Gemeinden dazu auf, missionarisch zu denken, das heißt, nicht nur in sich selbst zu existieren, sondern nach außen zu wirken, um Menschen zu erreichen, die noch nicht Teil der Kirche sind. Hier stellt Keller auch klar, was biblisch eine missionale Gemeinde ausmacht

Ein ergänzender Teil von deutschsprachigen Autoren beschreibt die nachchristliche Kultur in Europa.

 

Wer sollte das Buch lesen?

Das Buch richtet sich in erster Linie an Pastoren, Theologen und Gemeindeleiter, die ihre Kirchen auf eine missionale Zukunft ausrichten möchten. Doch auch engagierte Christen, die sich für die Relevanz des Evangeliums in der heutigen Welt interessieren, werden von Kellers tiefgehenden Einsichten profitieren. Es ist keine leichte Lektüre, aber die Mühe lohnt sich, um das eigene Verständnis von Gemeinde und Mission zu erweitern.

 

Was gibt es Kritisches?

Ein möglicher Kritikpunkt an Center Church ist, dass Kellers Fokus stark auf städtischen Kontexten liegt. In ländlichen oder suburbanen Gemeinden könnten seine Strategien weniger anwendbar erscheinen. Zudem setzt das Buch ein gewisses theologisches Vorwissen voraus, was für manche Leser eine Herausforderung darstellen könnte. Hier geht er – wobei dies wohl vorausgesetzt wird – insgesamt zu wenig auf die Gottesbeziehung ein. Dennoch sind die Prinzipien, die Keller vermittelt, auch über den städtischen Rahmen hinaus wertvoll und anpassbar.

 

Was bleibt?

 

Kellers Ausarbeitung ist ein fundiertes und herausforderndes Buch, das jeder lesen sollte, der die missionale Ausrichtung seiner Gemeinde stärken will. Dem Theologen gelingt es, sowohl biblisch fundiert als auch praktisch zu sein. Dazu bietet er eine Vision von Kirche, die relevant, evangeliumszentriert und kulturell engagiert ist. Eine klare Leseempfehlung für alle, die ernsthaft darüber nachdenken, wie das Evangelium im heutigen Kontext kraftvoll wirken kann. 


Das Buch: 

  • Keller, T. (2018): Center Church, Brunnen Verlag, 400 Seiten, ISBN: 978-3-76550-978-0 Preis: 40,00 €

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