Herzensbildung

In seinem Buch Herzensbildung beschäftigt sich Klaus Mertes mit einem zentralen, jedoch häufig vernachlässigten Aspekt unserer Gesellschaft: der Bildung des Herzens.

 

Wer ist der Autor?

Klaus Mertes, Jesuit und Pädagoge, ist seit 1990 im Schuldienst tätig, zunächst 1990-1993 in Hamburg, 1994-2011 dann am Canisius-Kolleg in Berlin, dessen Rektor er seit 2000 war. Von 2011 bis 2020 war er Kollegdirektor am internationalen Jesuitenkolleg in Sankt Blasien und ist heute Superior des Ignatiushauses in Berlin und Redakteur der Kulturzeitschrift STIMMEN DER ZEIT.

 

Worum geht es in dem Buch?

Der Jesuit und Pädagoge, der auf eine lange Karriere im Schuldienst zurückblicken kann, wirft einen kritischen Blick auf die aktuelle Ausrichtung unseres Bildungssystems und plädiert leidenschaftlich für eine Rückbesinnung auf grundlegende menschliche und christliche Werte.

 

Zunächst geht er der Frage nach, welche Werte in Zeiten wachsender Unsicherheiten und gesellschaftlicher Spaltungen notwendig sind, um die Zukunft unserer Gesellschaft human und lebenswert zu gestalten. Dabei macht er deutlich, dass die einseitige Ausrichtung der Bildung auf marktorientierte Ziele und internationale Vergleichsstudien das Wesentliche aus den Augen verliert: die Bildung des Herzens.

 

In seiner Argumentation zeigt der Autor auf, dass Demokratie ohne eine solide Grundlage in Werten wie Demut, Nächstenliebe und Gemeinsinn nicht bestehen kann. Diese Werte, so Mertes, sollten in Familie und Schule vermittelt werden und von dort aus in die Gesellschaft wirken. Besonders in Zeiten des Vertrauensverlusts in demokratische Institutionen und wachsender gesellschaftlicher Spaltung ist es wichtiger denn je, sich auf diese Tugenden zu besinnen.

 

Der Verfasser betont des Weiteren die Notwendigkeit, die Kultur des Hörens, der Stille und des Miteinanders wiederzuentdecken. Für ihn sind dies keine nostalgischen Rückgriffe, sondern essenzielle Praktiken, die unserer Gesellschaft in einer Zeit der lauten und oft oberflächlichen Diskussionen Halt geben können. Er fordert eine Bildung, die über reine Wissensvermittlung hinausgeht und sich auch um die Wahrnehmungskompetenz des Herzens kümmert.

 

Herzensbildung ist ein engagiertes und zugleich nachdenkliches Buch, das sich nicht scheut, aktuelle Entwicklungen zu kritisieren. Mertes schreibt in einem klaren, zugänglichen Stil, der auch komplexe philosophische und theologische Konzepte verständlich macht. Seine Argumentation ist gut strukturiert und basiert auf einer fundierten Analyse der gegenwärtigen gesellschaftlichen Herausforderungen.

 

Wer sollte das Buch lesen?

Für alle, die sich mit den Themen Bildung, Gesellschaft und Werte auseinandersetzen, ist dieses Buch eine gehaltvolle Lektüre, die zum Nachdenken anregt und Mut macht, sich für eine menschlichere Zukunft einzusetzen.

 

Was gibt es Kritisches?

Der Ignatianische Weg, der in Klaus Mertes' Herzensbildung eine zentrale Rolle spielt, basiert auf den spirituellen Übungen des Ignatius von Loyola und betont die Bildung des Herzens durch Reflexion, Selbstprüfung und das Streben nach innerer Freiheit. Mertes nutzt diesen Ansatz als Fundament für seine Argumentation, dass christliche Werte wie Demut, Umkehr und Dankbarkeit essenziell für eine humane Gesellschaft sind. Kritisch betrachtet könnte man jedoch argumentieren, dass der Ignatianische Weg in einem säkularen und pluralistischen Bildungssystem möglicherweise zu exklusiv ist. Darüber hinaus könnte der Ansatz, der stark auf individuelle Reflexion und spirituelle Übung setzt, als wenig praktikabel für die breite Anwendung in einem öffentlichen Bildungssystem erscheinen, das sich eher auf allgemeine, überkonfessionelle oder weniger bibelbasierte Werte stützen muss.

 

Weshalb sollte man es lesen?

Herzensbildung ist ein inspirierendes Buch, das einen wertvollen Beitrag zur aktuellen Bildungsdebatte leistet. Klaus Mertes gelingt es, die Bedeutung von Werten wie Demut, Nächstenliebe und Gemeinsinn für die Zukunft unserer Gesellschaft eindrucksvoll darzulegen. Sein Plädoyer für eine Bildung des Herzens ist ein dringender Appell, das Menschliche in den Mittelpunkt zu rücken – nicht nur in der Schule, sondern in der gesamten Gesellschaft.


Das Buch: 

  • Mertes, K. (2024): Herzensbildung. Für eine Kultur der Menschlichkeit, HERDER, 128 Seiten, ISBN: 978-3-451-39518-7, Preis: 18,00 €

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