Roland Hardmeier hat mit „Missionale Theologie: Evangelikale auf dem Weg zur Weltverantwortung“ ein Werk vorgelegt, das sich der historischen und theologischen Entwicklung der missionalen Theologie widmet.
Wer ist der Autor?
Dr. Roland Hardmeier studierte Biblische Theologie an der Akademie für Weltmission in Korntal und Missiologie an der Universität von Südafrika. Von 1995 bis 2010 war er Pastor im Bund der Freien Evangelischen Gemeinden der Schweiz. Er ist Autor mehrerer Bücher, selbständiger Dozent und Referent und unterrichtet bei IGW International und anderen Institutionen.
Worum geht es in dem Buch?
In einer Ära, in der Begriffe wie „Ganzheitlichkeit“ und „Gesellschaftsrelevanz“ hoch im Kurs stehen, bietet Hardmeier eine umfassende und verständliche Darstellung dieses theologischen Ansatzes. Durch die chronologische Gliederung wird die Entwicklung der missionalen Theologie anschaulich nachgezeichnet. Der Autor legt besonderen Wert auf die historischen Meilensteine, wie die Lausanner Konferenz 1974 und die Entfaltung des Konzepts „Missio Dei“. Dies gelingt ihm durch die Auswahl prägnanter Grundlagentexte und ausführliche Zitate der Konferenzdokumente, die dem Leser einen tiefen Einblick in die Entwicklung des missionalen Denkens ermöglichen. Die anschaulichen Diagramme und der umfangreiche Fußnotenapparat belegen eine gründliche Recherche und unterstützen die Auseinandersetzung mit den Themen. Zudem zeigt Hardmeier Engagement für das missionale Anliegen, indem er auch kritische Stimmen zur missionalen Theologie erwähnt und zur Reflexion anregt.
Wer sollte das Buch lesen?
Das Buch ist besonders empfehlenswert für Theologiestudenten und Fachleute, die sich intensiv mit der historischen und theologischen Entwicklung der missionalen Theologie auseinandersetzen möchten. Es eignet sich auch für interessierte Leser, die sich einen Überblick über die Entstehung und Eckpunkte der missionalen Bewegung verschaffen wollen. Darüber hinaus ist es für evangelikale Christen von Wert, die sich für die Entwicklung der missionale Theologie und deren Relevanz für ein ganzheitliches Missionsverständnis interessieren.
Was gibt es Kritisches?
Trotz der Stärken des Buches gibt es mehrere kritische Punkte, die beachtet werden sollten:
- Hermeneutik und Schriftverständnis: Hardmeier betont, dass die missionale Theologie dem konservativen evangelikalen Schriftverständnis treu bleibt. Hier ist jedoch ein grundlegender Widerspruch zu beobachten. Die evangelikale Bewegung ist vielfältig, und ihre Hermeneutik reicht von fundamentalistischen bis zu eher kritischen Ansätzen. Das Buch vernachlässigt die Notwendigkeit, die unterschiedlichen Hermeneutiken in der evangelikalen Bewegung zu berücksichtigen, um das missionale Paradigma vollständig zu verstehen.
- Soziale Verantwortung und Mission: Hardmeier unterstellt, dass die „alten“ Evangelikalen kein theologisches Konzept für soziales Engagement hatten. Diese Auffassung ist problematisch, da die Nächstenliebe, die in der Bibel oft betont wird, durchaus als theologisches Konzept betrachtet werden kann. In der klassischen protestantischen Theologie gibt es Ansätze, die christliche Weltverantwortung beschreiben, jedoch oft nicht im Rahmen der Missionstheologie verortet sind. Das Buch hätte eine detailliertere Diskussion darüber, ob und wie soziale Verantwortung in die Missionstheologie integriert werden sollte, leisten können.
- Repräsentation der Evangelikalen Bewegung: Die Darstellung der evangelikalen Bewegung als einheitlich und homogen erscheint vereinfachend. Die Bewegung ist vielmehr heterogen. Die Warnungen vor dem Zerbrechen der Bewegung und die Annahme, dass große Konferenzen oder Theologen die gesamte Bewegung repräsentieren, vernachlässigen die Vielfalt der evangelikalen Bewegung. Eine kritische Reflexion über die Grenzen des Ansatzes und über die Repräsentation der Bewegung durch einzelne Konferenzen und Dokumente wäre notwendig gewesen.
Zudem ist der Preis von 25,00 € anspruchsvoll, wenngleich es sich hierbei um ein theologisches „Fachbuch“ handelt.
Was bleibt?
Die Ausarbeitung bietet eine gut verständliche Darstellung der geschichtlichen und theologischen Entwicklung der missionalen Theologie. Die klare Gliederung und die anschauliche Darstellung sind lobenswert, und das Buch ist besonders für Einsteiger und Studenten von Nutzen. Allerdings weist es Schwächen auf, insbesondere in der kritischen Reflexion über Hermeneutik, soziale Verantwortung und die Repräsentation der evangelikalen Bewegung. Der Leser erhält ein fundiertes Einstiegswerk, sollte sich aber auch mit kritischer Literatur diesbezüglich auseinandersetzen.
Das Buch:
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Hardmeier, R. (2024): Missionale Theologie. Geschichtliche Meilensteine, Theologische Grundlagen, Prägende Persönlichkeiten, Neufeld Verlag², 250 Seiten, ISBN: 978-3-86256-061-5, Preis: 25,00 €
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