Christentum und Judentum

In „Christentum und Judentum“ beleuchtet Ray Pritz die komplexen Beziehungen und die historischen Verbindungen zwischen diesen beiden monotheistischen Religionen.

 

Wer ist der Autor?

Ray Pritz ist ein bekannter Theologe und Autor, der sich auf die Erforschung der Beziehungen zwischen Christentum und Judentum spezialisiert hat. Seit 1973 lebt er in Jerusalem. Er lehrte fünfzehn Jahre am Caspari-Center. Der Autor hat sich intensiv mit den jüdischen Wurzeln des Christentums auseinandergesetzt und zahlreiche Publikationen zu diesem Thema verfasst.

 

Worum geht es in dem Buch?

Das Buch ist in mehrere thematisch gegliederte Kapitel unterteilt, die jeweils einen bestimmten Aspekt der Beziehung zwischen Christentum und Judentum über die vergangenen Jahrhunderte behandeln. Ziel dabei ist, „die Beziehungen zu beschreiben und sich auf die Höhepunkte – im Grunde sind es eher Tiefpunkte – der letzten 2.000 Jahre zu konzentrieren. […] Es handelt von der Beziehung zwischen einer Religion, dem Christentum und einem Volk/einer Religion, dem Judentum“ (S. 7).  

 

Pritz beginnt mit einer historischen Rückschau, die die Wurzeln der Judenfeindlichkeit nachzeichnet. Hierzu bietet der Autor einen detaillierten Überblick über die theologischen Entwicklungen, die zur Abgrenzung und schließlich zur Entfremdung zwischen Juden und Christen führten. „Jesus kam zum jüdischen Volk, und sie lehnten ihn ab, dann ging er zu den Heiden, und sie nahmen ihn an. Eine solche Verallgemeinerung verkennt die Wirklichkeit.“ (S. 68).

 

Ein weiterer Schwerpunkt des Buches liegt auf der Analyse der Missionsbemühungen der Kirche. Der Schreiber stellt unterschiedliche Herangehensweisen vor, betont u. a, dass es nicht nur wichtig ist, zu versuchen zu verstehen, „was die Christen mit den Juden machten, sondern auch, welchen Grund sie ihrer Meinung nach dafür hatten.“ (S. 131). Das Ganze führt schlussendlich dazu, sich selbst und die eigenen Methoden der Evangelisation gegenüber Juden zu hinterfragen.

 

Nicht nur historische Fakten dem Leser zu präsentieren, sondern zur theologischen Reflexion anzuregen, ist ein weiteres Anliegen des Schreibers. „Wahrscheinlich sind wir uns nie vollständig bewusst, wie weit der Einfluss unserer Worte und Taten reicht.“ (S. 57).  Immer wieder zeigt er auf, wie das Verhalten einzelner und ganzer Gruppen dazu führte, einander zu entfremden. Dabei legt er dar, dass die Geschichte des Antisemitismus älter und weitreichender als die neutestamentliche Gemeinde ist.

 

Wer sollte das Buch lesen?

Als das Material für das Buch zusammengestellt wurde, hatte der Schreiber zwei Gruppen von Lesern vor Augen. Zuallererst ist es für die jüdischen Gläubigen in Jesus verfasst, um ihnen ein umfassendes Verständnis von der historischen Beziehung der beiden Welten, derer sie angehören, zu ermöglichen. Zweitens ist es für alle, die direkt oder indirekt an der Verkündigung des Evangeliums unter Juden beteiligt sind.

 

Was gibt es Kritisches? 

In dem Buch vermisst man zunächst eine biblische Bewertung der historischen Ansichten. Stattdessen präsentiert der Autor ein umfassendes Gemälde der Beziehung der beiden Glaubensrichtungen. Der deskriptive Charakter zeigt sich darin, dass der Begriff „Christen“ nur im religionswissenschaftlichen Sinn verwendet wird, was das Buch zwar schlank hält, aber einige Leser verwirren könnte. Es wäre zudem sinnvoller gewesen, im Kontext der katholischen Kirche von Missionieren statt von Evangelisieren zu sprechen, da die Katholiken ein anderes Evangelium als die Bibel haben, was nicht erwähnt wird.

 

Weshalb sollte man das Buch lesen?

Der Verfasser schreibt in einem klaren und verständlichen Stil, der auch komplexe theologische und historische Sachverhalte zugänglich macht. Seine Argumentation ist stets begründet und durch zahlreiche Quellen belegt. Der Leser wird nicht nur informiert, sondern auch zum Nachdenken angeregt und erhält neue Perspektiven auf bekannte Themen.  Dabei zeigt der Autor v.a. auf, dass Judenfeindlichkeit nicht erst ein Phänomen unserer Zeit, sondern ein bereits seit Jahrhunderten existierender Konflikt ist. Seine tiefgründige Analyse ermutigt den Leser darin, dass ein besseres Verständnis von- und füreinander zu einem respektvollen Miteinander führt, in dem Jesus Christus wieder das Zentrum des Dialoges wird.  


Das Buch: 

  • Pritz, R. (2017): Christentum und Judentum – ein jahrhundertealter Konflikt, CV Dillenburg / Mitternachtsruf (Koproduktion), 240 Seiten, ISBN: 978-3-85810-338-3, Preis: 9,00 €

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