Und die Frau schweige nicht

Sarah Bessey möchte in „Und die Frau schweige nicht“ aufzeigen, was uns entgeht, wenn wir die Gaben und Erfahrungen von Frauen bei Bau von Gottes Reich übergehen.

 

Wer ist die Autorin?

Sarah Bessey ist eine kanadische Autorin und Bloggerin, die für ihre Bücher über christlichen Glauben und Spiritualität bekannt ist. Sie hat Werke veröffentlicht, in denen sie feministische Perspektiven auf den christlichen Glauben erkundet. Bessey ist auch für ihre kraftvolle Online-Präsenz bekannt, in der sie über Glauben, Zweifel, Mutterschaft und soziale Gerechtigkeit schreibt.

 

Worum geht es in dem Buch?

Die Autorin ist der Ansicht, dass Gottes Traum für die Menschheit nicht das Patriarchat ist. Deshalb berichtet sie von ihren persönlichen Erfahrungen und möchte ein Sprachrohr für all jene sein, die aufgrund eines sehr orthodoxen Bibelverständnis ausgebeutet und unterdrückt wurden. Ihre Ausarbeitung versteht sich als dritter Weg zwischen Egalisten (Leitung ist unabhängig vom Geschlecht, sondern richtet sich nach Begabung) und Komplementaristen (Bibel schreibt Autorität des Mannes über Frau fest). „Ich möchte unseren Blick von den unzähligen Streitigkeiten dieser feindlichen Lager abwenden, die in einer kleinen Enklave der westlichen Christenheit zu Hause sind.“

 

Und so beleuchtet sie verschiedene Bibelpassagen, die herausfordernd sind, und legt diese vor dem Kontext der damaligen Zeit aus. Am Ende wird die Liebe zu Gott triumphieren und der Leser ist ein „Jesus-Feminist“, der sich für andere einsetzt und offen dafür ist, dass Frauen nicht per se schweigen müssen in der Gemeinde.

 

Wer sollte das Buch lesen?

Die Autorin möchte all jene ansprechen, die durch patriarchalische Machstrukturen verletzt worden sind und deren Wert als Frau darunter gelitten hat, weil ihre Begabungen aufgrund ihres Geschlechts verkannt wurden.

 

Was gibt es Kritisches?

Bessey arbeitet stark mit den Ausführungen des Theologieprofessors John Stackhouse, eines kanadischen Theologen, Autors und Professors für Religionsstudien. Er ist bekannt für seine Arbeit im Bereich der evangelikalen Theologie und Ethik. Stackhouse hat mehrere Bücher veröffentlicht, die sich mit Themen wie Theologie, Ethik, Evangelikalismus und Kultur auseinandersetzen. Er ist ein häufiger Kommentator zu religiösen Themen und hat in verschiedenen akademischen und kirchlichen Kontexten gelehrt und gesprochen. Theologisch fragwürdig sind Sätze der Autorin wie: „Aber nirgendwo in der Bibel des Paulus (dem Alten Testament) gibt es ein Gesetz, das die generelle Unterordnung der Frau unter den Mann vorschreibt.“ Nun, wenn man allein auf den Bericht in Genesis 3,16 schaut, liest man: „Und dein Verlangen soll nach deinem Mann sein, aber er soll dein Herr sein.“ In der Tat, ist dies kein Gesetz, aber es ist die Schöpfungsordnung Gottes, die nach dem Sündenfall bis zum Endgericht Gültigkeit hat. Ebenso kritisch gilt es die Aussagen nach der „Kontextualität paulinischer Aussagen“ anzusehen. Mit diesem Argument gehen heutzutage immer mehr Theologen vor, um Veränderungen in der Gesellschaft zu rechtfertigen. So auch beim Schweigegebot der Frau. Hinzukommt bei Bessey auch noch der Aspekt der Verletzung, die sie selbst aber auch ihre Interviewpartner betrifft. Dieser Aspekt ist sicherlich nicht falsch, aber er emotionalisiert die theologisch-sachliche Debatte.

 

Warum sollte an das Buch lesen?

 

Bessey hat zweifellos die Autorität des Wortes Gottes vor Augen. Auch nimmt sie den Leser mit hinein in das Ringen um Wahrheit. Ebenso sieht sie sich nicht als Antwortgeberin. „Ich hoffe, dir eine neue Brille an die Hand zu geben, durch die du die Bibel lesen kannst, und dich hoffentlich auf eine neue Reise durch das Wort Gottes“ begibst. Mit Sicherheit wird man gewinnbringende Gedanken, gerade über die Gaben einer Frau entdecken. Dennoch wird ein orthodoxes Bibelverständnis hinterfragt und als „kultureller Ballast“ gebrandmarkt, das patriarchalische Strukturen fördert. Daher kann das Buch nicht bedenkenlos empfohlen werden.