Paulus

Das Lehrbuch "Paulus" von Oda Wischmeyer und Eve-Marie Becker aus dem Narr Francke Attempto Verlag bietet einen interkonfessionellen und multiperspektivischen Zugang zur Paulusforschung.

 

Wer sind die Herausgeber?

Prof. Dr. Oda Wischmeyer ist emeritierte Professorin für Neues Testament an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.

Prof. Dr. Eve-Marie Becker ist Professorin für Neues Testament an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster.

 

Worum geht es in dem Buch?

Die Autoren betonen die zentrale Rolle von Paulus als historisch, biographisch und literarisch fassbare Person im Urchristentum. Paulus war nicht nur ein bedeutender Apostel, sondern entfaltete auch die größte missionarische und theologische Wirkung in der frühen christlichen Gemeinschaft.

 

"Paulus" gliedert sich in drei Teile, die den gesamten relevanten Stoff abdecken. Teil I führt umfassend in die Umwelt, das Leben, das Werk und die Person des Apostels ein. Teil II widmet sich den Briefen und theologischen Themen, während Teil III die Rezeption von Paulus behandelt. Die vertiefte Auseinandersetzung mit seiner Person und seinem Werk wird daher als wesentlicher Bestandteil des Theologiestudiums hervorgehoben.

 

Lobenswert ist die Verknüpfung von grundlegendem Einleitungswissen über die Briefe mit einer detaillierten Darstellung ihres Entstehungszusammenhangs und den theologischen Auswirkungen im Verlauf der Geschichte. Die Autoren setzen sich in angemessener Ausführlichkeit mit zentralen Fragen der Paulusforschung auseinander und integrieren diese geschickt in einen größeren historischen und religionsgeschichtlichen Kontext.

 

Hervorzuheben ist die Aktualität des Lehrbuchs, das nicht nur traditionelle Themen abdeckt, sondern auch die zeitgenössische philosophische Auseinandersetzung mit Paulus einbezieht. Die dritte Auflage dieses bereits etablierten Studien- und Lehrbuchs wurde nicht nur komplett überarbeitet und aktualisiert, sondern auch um zwei zusätzliche Kapitel erweitert. Diese bieten einen Einblick in die Rolle von Paulus als Briefschreiber und seine Relevanz in aktuellen philosophischen Diskursen.

 

Wer sollte das Buch lesen?

Das Werk ist nicht nur für Theologiestudierende, sondern auch für Lehre und Prüfungsvorbereitung äußerst zugänglich. Neben Studenten und Lehrern sind ebenso Personen angesprochen, die sich vertieft mit der Person des Paulus auseinandersetzen möchten.

 

Was gibt es Kritisches?

Dem Leser sollte bewusst sein, dass er sich mit Universitätstheologie auseinandersetzt. So werden Bibelbücher aufgrund vorherrschender Prämissen u. U. nicht den biblischen Autoren zugesprochen (z. B. Deutero- und Tritopaulinen), sondern vielmehr einem Entstehungsprozess zugeordnet. Ebenso wird die Bibel nicht als von Gott inspiriert aufgefasst, sondern gilt als Gotteswort im Menschenwort. Da es sich um ein Grundlagenwerk handelt, wäre es hilfreich gewesen, wenn es zu den einzelnen Kapiteln Vertiefungs- und/oder Reflexionsfragen geben würde, um den Inhalt zielgerichtet zu wiederholen.

 

Weshalb sollte man es lesen?

Einer der herausragenden Aspekte des Buches ist die Klarheit und Struktur, mit der es die komplexe Thematik angeht. Durch Tabellen, Literaturangaben und ausführliche Glossare zu antiken Personen und Orten wird der Leser auf präzise Weise durch die verschiedenen Facetten der Paulusforschung geführt. Insgesamt liefert "Paulus" von Oda Wischmeyer und Eve-Marie Becker einen umfassenden und gut strukturierten Überblick über die Paulusforschung. Die Kombination aus interkonfessionellem Ansatz, Multiperspektivität und der Berücksichtigung aktueller Debatten macht dieses Buch zu einem interessanten Begleiter, die sich dem theologischen Diskurs an Hochschulen widmen möchten.