Den liebenden Gott hört man gerne, doch den zornigen Gott möchte man oftmals verdrängen. Volker Halfmann fühlt in „Der liebende Gott und sein heiliger Zorn“ dem heiligen Zorn Gottes auf den Zahn.
Wer ist der Autor?
Der studierte Theologe, Volker Halfmann, arbeitet als Pastor im Bund Freier evangelischer Gemeinden. Er ist verheiratet und hat drei erwachsene Kinder.
Worum geht es in dem Buch?
„Theologie ist immer auch Biografie“, weshalb unser Denken niemals neutral ist. Dennoch ist die Bibel die Grundlage des Glaubens. Doch Halfmann beobachtet, dass sich „in unserer Frömmigkeit mehr und mehr ein einseitiges, unbiblisches und undifferenziertes Gottesbild breitmacht, welches dazu führt, dass in unserer Christusnachfolge die Ehrfurcht vor Gott, die Notwendigkeit des Gehorsams sowie die Dringlichkeit der Evangelisation als ‚Rettung vor dem Zorn‘ verloren gehen.“
Im ersten Teil blickt der Autor auf den biblischen Befund und arbeitet heraus, dass angesichts des drohenden Zornes Gottes die Gegenwart zur alles entscheidenden Zeit wird, da Gott noch Möglichkeiten bietet, um umzukehren. „Die biblische Botschaft vom Zorn Gottes ist der Schatten, den die Verkündigung seiner Liebe wirft.“
Der zweite Teil blickt auf sieben kirchengeschichtliche Aspekte, die auch heute noch aktuell sind, um den Zorn Gottes zu beschreiben. Das dritte Kapitel ordnet nun die erarbeiteten Ergebnisse systematisch ein. Halfmanns 20-Punkte bieten dabei ein verständliches Modell, um die Rede von Gottes Barmherzigkeit und Zorn besser zu verstehen.
Im vierten Teil blickt der Verfasser dann auf praktische Konsequenzen. Dabei zeigt sich, dass Halfmann als Theologe das Wort Gottes zu studieren hat und auf die Stimme der kirchlichen Auslegung hört. Die Korrektur des persönlichen Gottesbildes „geschieht durch das Studium der Bibel, indem wir die dort beschriebenen unterschiedlichen Seiten Gottes zur Kenntnis nehmen und zulassen, dass sie unsere einseitigen Vorstellungen durchbrechen.“
Wer sollte das Buch lesen?
Das Thema ist für jedermann spannend und herausfordernd. Gerade theologisch interessierte Leser werden besonders von den ersten drei Kapiteln profitieren.
Was gibt es Kritisches?
Die Lektüre hat Licht und Schattenseiten. Einerseits bietet Halfmann solides Bibelstudium mit pointierten Aussagen, die den Leser im Glauben zu einer differenzierten Mündigkeit bringen. Andererseits sind zahlreiche Aussagen von unterschiedlichen Theologen aufgegriffen (z. B. Rob Bell), die bedenkenlos und sogar positiv bewertet aufgenommen werden. Hier zeigt sich wohl ein Weg, den der BFeG in letzter Zeit beschreitet. Man hat ein konservatives Erbe, doch wird es mit immer mehr anderen theologischen Sichtweisen vermischt. Gerade der Teil über die praktischen Konsequenzen ist ein Beispiel dafür, wie Vermischung stattfindet.
Weshalb sollte man das Buch lesen?
Die ersten drei Kapitel bieten eine Orientierungshilfe, um sich dem Spannungsfeld der Barmherzigkeit und des Zornes Gottes zu nähern und das auf unterschiedlichen Anfahrtswegen (Bibel, Kirchengeschichte, Theologie). Hilfreich ist dabei, dass Halfmann allgemeinverständlich und ansprechend schreibt, sodass auch komplexe theologische Gedankengänge nachvollziehbar dargestellt werden. Das vierte Kapitel bietet den einen oder anderen nachdenkenswerten Aspekt, jedoch sind hier zu viele kritische Stimmen, die zu Wort kommen. Schlussendlich bleiben einige Aspekte hängen, die zur Horizonterweiterung beitragen und sich dem Thema des Zornes Gottes hilfreich annähern. Doch sollte man kritisch beim Lesen sein, da nicht jede zitierte Person bedenkenlos empfohlen werden kann und nicht jeder persönlichen Sichtweise des Autors zuzustimmen ist.
Das Buch:
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Halfmann, V. (2023): Der liebende Gott und sein heiliger Zorn, SCM R. Brockhaus, 368 Seiten, ISBN: 978-3-41724-179-2, Preis 25,00 €
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