Warum das jüdische Volk?

Antisemitismus ist erneut auf dem Vormarsch. In „Warum das jüdische Volk“ zeigt Thomas Fretwell auf, was die Ersatztheologie und der Antisemitismus miteinander zu tun haben.

 

Wer ist der Autor?

Thomas Fretwell ist Gründer und Leiter der Ezra Foundation, die Ermutigung und Ausrüstung zum ernsthaften Studium von Gottes Wort durchs Herausgeben von Material, um ein biblisches Verständnis für Israel im Plan Gottes zu erhalten, fördert. Er hat Bachelor- und Master-Abschlüsse in Theologie. Er unterrichtet an der King’s Evangelical Divinit School die Kurse Israel, Politik und Land Israel. Zudem ist er Gastgeber des Theology & Apologetics Podcast und Pastor der Calvary Chapel Hastings (Großbritannien).

 

Worum geht es in dem Buch?

„Weltweit weist der Judenhass eine lange Geschichte auf, die in der europäischen Kultur Wurzeln geschlagen hatte.“ Dem Autor liegt es am Herzen die Beziehung zwischen Israel und der Kirche/Gemeinde aufzuzeigen. Der Fokus des Buches liegt dabei vorrangig auf der kritischen Betrachtung der Ersatz- bzw. Substitutionstheologie.

 

In den einzelnen Kapiteln skizziert der Verfasser daher nach, wie Israel als Nation verworfen und durch eine neue Körperschaft (Kirche/Gemeinde) ersetzt wurde. Hierzu blickt er in die historische Entwicklung, die sich von der Ära der Apostel bis in die Gegenwart durchzieht. „Geschichtlich lässt sich die Tatsache bezeugen, dass diese harten Formen des Supressionismus einen fruchtbaren Nährboden für antijüdisches Handeln bieten“. Danach konfrontiert er den Leser mit dem theologischen Antisemitismus der Vergangenheit, um anschließend auf die neue Form des Antisemitismus einzugehen, die eine moderne Neuauflage alter Lehren ist (Stichwort: Erfüllungstheologie bzw. christlicher Palästinenismus). „Die „3 D’s“ des neuen Antisemitismus sind: Dämonisierung, Doppelstandards und Delegitimierung.“ Abgerundet wird die Betrachtung durch eine kritische Beleuchtung von Bibelstellen, die Befürworter zur Untermauerung ihrer Ersatztheologie anführen.

 

Wer sollte das Buch lesen?

Dieses sehr kompakte Büchlein empfiehlt sich jedem, der sich für das Thema Israel interessiert. Fretwells Schreibstil ist dabei leicht verständlich und seine Argumentationsketten sind klar zu erkennen. Zudem vermeidet er es, ausschweifend oder theologisierend zu schreiben.

 

Was gibt es Kritisches?

Fretwell selbst räumt ein, dass nicht jede Thematik im vorliegenden Buch besonders angenehm zu lesen ist. Lobenswert ist die Wertschätzung, mit der der Autor kritisch andere Sichtweisen bespricht, v.a. weil er nicht jeden in denselben Topf schmeißt, sondern aktiv betont, dass nicht jeder Anhänger einer bestimmten theologischen Richtung automatisch Antisemitismus befürwortet, sondern diesem kritische gegenübersteht. Trotz ihrer Kürze und Kompaktheit erfordert die Lektüre etwas Zeit, sorgfältiges Nachdenken und eine Bibel, die geöffnet ist.

 

Weshalb sollte man das Buch lesen?

 

Das Thema ist leider wieder oder immer noch aktuell. Deshalb brauchen Christen in unseren Tagen wieder ein solides biblisches Verständnis des jüdischen Volkes. „Eine korrekte Perspektive der geschichtlichen Vorgänge hilft der Gemeinde sicherzustellen, dass solch unterdrückende und grausame Aktionen niemals mehr unter dem Banner des Christentums wiederholt werden.“ Dem Autor ist eine sehr ansprechende und informative Einführung in ein seit Jahrtausenden heißes Thema gelungen. Als Leser wird man nach der Lektüre vernünftige, einnehmende und biblische Arbeitsmittel als Gegengewicht zur sogenannten Ersatztheologie zur Hand haben, da Fretwell hervorragende Arbeit beim Zusammenfassen unterschiedlicher Lehren der Kirchenväter zu diesem Thema leistet. Durch die Auseinandersetzung mit den Vorschlägen zeitgenössischer Theologen zur Auslegung einiger Stellen des Neuen Testaments, wird man erkennen, wie die Ersatztheologie biblische Wahrheiten verändert.