Nichts steht uns näher als unsere Existenz. Oft vergessen wir jedoch, wie fremd sie uns manchmal sein kann. Es gibt Zeiten in unserem Leben, in denen wir uns selbst nicht ganz fassen oder verstehen können. Es gibt Momente, in denen wir uns im Spiegel betrachten und uns fragen, wer wir eigentlich sind und was unser Zweck in dieser Welt ist. Das ist eine Erfahrung, die uns so vertraut ist und gleichzeitig so fremd erscheint.
In ähnlicher Weise ergeht es uns mit dem christlichen Glauben. Er bietet eine Fülle von Gedanken und Glaubensinhalten, die sowohl vertraut als auch fremd erscheinen. Es ist ein Glaube, der uns gleichzeitig Ahnung und Wissen, Vertrautheit und einen Sprung ins Fremde bietet. Ein Glaube, in dem Gottes- und Selbsterkenntnis Hand in Hand gehen.
Der Theologe und Philosoph Gianluca De Candia betont, dass wir aus unserer lebensweltlichen Erfahrungen und Vorgängen wie Geburt, der Fragilität und Erpressbarkeit unseres Daseins, aber auch Phänomenen wie Spiel, Charme, Humor und Liebe lernen und verstehen können, was Glaube wirklich bedeutet. Der Glaube ist eine Entdeckungsreise in die Landschaft unseres Lebens, eine Reise, die uns Freude und ein stimmiges Verständnis unseres christlichen Glaubens bringen soll.
Aus der Sicht De Candias sind die zentralen Themen des Glaubens, wie die Bejahung Gottes, die Erbsünde, die Christologie, die Gnade, die Trinität und die Auferstehung, existenziell relevant. Sie prägen unser Verständnis von uns selbst und unserer Existenz. Diese Themen sind Teil unserer Entdeckungsreise im christlichen Glauben.
Unsere Interpretation und unser Verständnis des christlichen Glaubens sollten jedoch nicht als Absolutheit angesehen werden. Vielmehr sollten wir sie im Modus des "positiven Vielleichts" betrachten, ein Konzept, das De Candia betont. Es ist ein bescheidener Ansatz zur Interpretation des Glaubens, der die "Optionswürdigkeit" des Christentums in der heutigen Welt plausibel erscheinen lässt.
Glauben zu haben bedeutet, den Sprung ins Unbekannte zu wagen, die Fremdheit der eigenen Existenz zu erkunden und dabei Ahnungen und Wissen, Vertrautheit und Fremdheit miteinander zu verbinden. Glauben bedeutet auch, Gott und sich selbst näher kennenzulernen. Es ist eine Entdeckungsreise, die uns Freude bereiten und uns helfen soll, einen tieferen Sinn in unserem Dasein zu finden.
Das Buch lädt zum phänomenologischen Theologisieren ein und ermutigt, den Sprung in den christlichen Glauben zu wagen. Die Lektüre ist eine Entdeckungsreise, die den Leser näher zu sich selbst, zu seinem Glauben und zu seinem Verständnis von seinem Platz in dieser Welt führen kann.
Das Buch:
- De Candia, G. (2023): Der Sprung in den Glauben. Von der existenziellen Relevanz des Christentums, Herder Verlag, 144 Seiten, ISBN: 978-3-451-39634-2, Preis: 18,00 €.
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