Hermeneutik der Bibel

Wie legt man die Bibel aus und v.a. wie wendet man ihren Inhalt im Hier und Heute an? Auf diese Fragen gibt Jacob Thiessen in „Hermeneutik der Bibel“ Antwort.

 

Wer ist der Autor?

Dr. theol. Jacob Thiessen ist seit 2004 an der Staatsunabhängigen Theologische nHochschule Basel Rektor und Dozent und hat seit 2007 die Professur für Neues Testament. Thiessen ist verheiratet und hat drei erwachsene Kinder.

 

Worum geht es in dem Buch?

Der Autor ist der Meinung, dass Bibelleser immer mit Hermeneutik zu tun haben. Zudem betont er, biblische Theologie gehe davon aus, dass Offenbarung geschehen ist und in Gottes Wort zum Ausdruck kommt. Dabei versteht Thiessen darunter ein „Reden Gottes in Wort und Werk“, das im Prozess der Heilsgeschichte aufgefasst wird.

Sein offenbarungstheologischer Standpunkt durchzieht die gesamte Darlegung, in der es ihm darum geht, die Kunst des Verstehens dem Leser nahezubringen. Er wird dabei nicht müde zu betonen, dass es bei der Auslegung von Bibeltexten darum geht, diesen in seinem historischen Kontext zu verorten, um dann in der Anwendung herauszuarbeiten, wie man die Aussagen des Textes heute in die Praxis umsetzen kann bzw. sollte. Thiessen ist daher der Überzeugung, „dass ein biblischer Text für uns nicht etwas ganz anderes bedeuten kann, als was er ursprünglich bedeutet hat.“

 

Und so gliedert sich das Buch in zwei Hauptteile mit zahlreichen Unterkapiteln. Nach einer kurzen Einführung geht der Autor Grundfragen zu Bibel und Bibelverständnis nach. Hierbei werden die klassischen Aspekte wie Inspiration, Irrtumslosigkeit und Kanon sowie das Befolgen und Verstehen der Bibel und seine heilsgeschichtliche Verortung besprochen. Abgerundet wird dieser erste Teil mit Anmerkungen zu Bibelübersetzung und Bibelauslegung.

 

Im zweiten Teil widmet sich Thiessen dann dem Umgang mit den Texttypen der Bibel. Nachdem er die Wichtigkeit der Verortung in den Kontext betont hat, erhält der Leser zahlreiche Hilfestellungen, um mit Gesetzestexten, poetischen und narrativen Texten sowie den Evangelien und der neutestamentlichen Briefliteratur umzugehen.

 

Wer sollte das Buch lesen?

Die Lektüre verfolgt das Ziel, sowohl Studierenden der Theologie als auch „Laien“ eine Hilfe für die Lektüre und in Bezug auf Fragen der Auslegung und Anwendung biblischer Texte zu bieten.

 

Was gibt es Kritisches?

Thiessen betont von Beginn an, dass er auf manche Spezialfragen kaum oder zumindest nicht in vollem Umfang eingehen kann. Da die Lektüre auch Studierenden eine Hilfe sein soll, fehlt am Ende der Kapitel eine kompakte Zusammenfassung der Kernsätze. Ebenso wären Reflexionsfragen wünschenswert, um das Gelesene prüfungsrelevant zu vertiefen. Des Weiteren sind die Ränder äußert schmal, sodass wenig Raum für Notizen vorhanden ist.

 

Weshalb sollte man das Buch lesen?

 

Obwohl es sich um Theologie handelt, gelingt es Thiessen allgemeinverständlich zu schreiben. Dennoch muss man als Leser so manche komplexe Satzstruktur verarbeiten, wird aber immer wieder verstehen, worauf hin der Autor hinaus möchte. Insgesamt liegt eine kompakte und informative Einführung in die Hermeneutik vor, mit deren Hilfe mehr als nur eine Erstorientierung erhält. Lobenswert ist, dass Thiessen immer wieder das Vertrauen in Gottes Wort stärkt.