Wenn Kinder andere Wege gehen

Den Kindern ein Vorbild sein, möchten alle Eltern. Doch wie geht es weiter, wenn die eigenen Kinder als Jugendliche oder junge Erwachsene den Weg des christlichen Glaubens verlassen bzw. andere Routen beschreiten? Mit „Wenn Kinder andere Wege gehen“ liegt ein Elternratgeber vor, der aus der Praxis für die Praxis geschrieben wurde.

 

Wer sind die Herausgeber?

Regula Lehmann ist verheiratet, Mutter von vier erwachsenen Kindern und ehemalige Pflegemutter. Als Autorin wurde sie durch Bücher über Sexualaufklärung und Glaubenserziehung in der Familie bekannt. Sie ist freiberuflich als Präventionsfachfrau, Referentin, Elterncoach und Autorin unterwegs.

Nicola Vollkommer ist verheiratet und ist ebenfalls vierfache Mutter. Sie unterrichtet an einer Freien Evangelischen Schule und ist Autorin mehrere Bücher und schriebt Artikel für christliche Zeitschriften.

 

Worum geht es in dem Buch?

Die Autorinnen betonen, dass Beziehung in Klarheit und Liebe möglich bleiben kann, wenngleich die Sprösslinge andere Wege gehen. Mit ihrem Eltern-Navi blicken sie in zwölf Kapiteln auf verschiedene Herausforderungen, mit denen sich Eltern konfrontiert sehen können.

 

Dabei resultiert ihrer Auffassung nach eine Aufweichung jüdisch-christlicher Werthaltungen daraus, „dass die eigenen Kinder oder sonstige nahestehenden Personen andere Lebenswege eingeschlagen haben.“ (S. 7). Deshalb fragen sie gleich zu Beginn: „Sind Gottes Ordnungen also nur so lange wahr, vertrauenswürdig und lebensfördernd, wie unsere Kinder sie befolgen?“ (S. 7).

 

In ihren Ausführungen haben die Herausgeberinnen Interviews mit Vätern und Müttern geführt, deren Kinder eigene Wege gingen oder noch immer gehen. Zusammen mit ihrer eigenen, familiären und beruflichen Expertise ist eine Fülle von Erfahrungen zusammengekommen, die lohnend und hilfreich sind, um weitergegeben zu werden. Beispielhaft sei auf die Ausführungen zum Thema „Unser Sohn ist eine Transfrau“ verwiesen. Das Duo greift aktuelle Fragen auf, bleibt aber dabei nicht bei theoretisch-theologischen Aspekten stehen, sondern führt den Leser durch die Lebensgeschichten vielmehr hin zu einem klaren biblischen Fundament, das Wahrheit in Liebe ausdrückt. „Weil wir überzeugt sind, dass da, wo wir Gott und seine Liebe zu uns ganz persönlich tiefer erkennen, auch unsere innere Identität an Festigkeit und Sicherheit zunimmt.“ (S. 90).

 

Wer sollte das Buch lesen?

Die Antwort ist klar: Eltern, deren Kinder andere Wege gehen als die, die ihnen gezeigt und vorgelebt wurden. Ebenso sollten sich Gemeindeleiter mit den Inhalten beschäftigen.

 

Was gibt es Konstruktives?

Die Inhalte sind wertvoll und sprechen ehrlich, authentisch und nicht vergeistlicht Inhalte und Fragen an, die immer wieder und v.a. momentan aktuell sind. Eventuell könnte man in einer weiteren Auflage Reflexionsfragen bzw. weiterführende Impulse am Kapitelende einfügen. Ebenso wäre ein Gruppenmaterial wünschenswert, um sich seelsorgerlich mit den Themenfeldern zu beschäftigen.

 

Weshalb sollte man den Ratgeber lesen?

 

Den Autorinnen ist zu danken, dass sie eine klare biblische Sicht einnehmen. „Nicht Er braucht unsere Zustimmung, um auf dem Thron zu bleiben: nein, wir brauchen Gottes Ordnungen, um ‚Leben zu haben‘“ (S. 9). Im Vergleich mit anderen Ratgebern ist diese Schwerpunktsetzung hervorstechend und aus Sicht des Rezensenten die einzig wahre. Nicht umsonst betonen sie deshalb, dass Gott Mann und Frau als sein Ebenbild schuf und diese im Garten Eden beispielhaft die erste Ehe geschlossen haben. „Die unverlierbare Würde des Menschen ist in seiner Erschaffung durch den Schöpfer und in seiner Gottesebenbildlichkeit verankert.“ (S. 10). Gerade in einer sexualisierten Welt sind die Ausführungen der Autorinnen eine dankbare Entgegnung auf die ideologisierte Denke. „Auch wenn die biblische Sexualethik den Ideologien und Werten unserer Gesellschaft teilweise diametral entgegensteht, glauben wir, dass sie zeitlos gültig ist und gelingendes Leben ermöglicht.“ (S. 11).