Aufgeklärt

Die Sexualisierung schreitet vehement voran. Ob digital oder analog, Sex ist weiterhin das Thema Nummer 1. Veronika Schmidt möchte in „Aufgeklärt“ Ihr pädagogisches Know-how für die Sexualerziehung weitergeben.

Wer ist die Autorin?

Veronika Schmidt ist klinische Sexologin, Systemtherapeutin und Sozialpädagogin. Als Autorin von „Liebeslust“ und „Alltagslust“ hat sie bereits in diesem Genre publiziert. Sie ist verheiratet, hat vier erwachsene Kinder.

Worum geht es in dem Buch?

„In den vergangenen Jahren habe ich mir gemeinsam mit Freunden viele Gedanken darüber gemacht, wie eine ganzheitliche, ermutigende, fördernde und Identität stiftende Sexualethik aussehen kann.“ (S. 161). Das vorliegende Buch möchte dazu ein Wegweiser sein, wobei die Autorin betont, dass „die letztliche Entscheidung auch in dieser Frage bei dem betreffenden Paar liegt.“ (S. 161f).

Die acht Kapitel nehmen den Leser mit in die Sexualerziehung. Dabei gelingt es Schmidt kompakt und allgemeinverständlich aufzuzeigen, weshalb Aufklärung früh stattfinden sollte. Ebenso erhält man Einblicke in die kindliche und jugendliche Sexualentwicklung und wird dabei geschult, die sexuelle Kompetenz im Kind zu fördern, um sich eben nicht durch Medien, Pornografie und Loverboys Informationen zu holen.

Wertvoll sind die Ausführungen zur Familie, die als Werkstatt für die Persönlichkeit dient. Hierzu gibt Schmidt auch pädagogische Prinzipien an die Hand, denn kompetente Kinder brauchen kompetente Eltern.

Wer sollte das Buch lesen?

Die Verfasserin hat v. a. Eltern vor Augen. Ebenso bietet sich das Buch aber auch für Pädagogen in den unterschiedlichen Einrichtungen an, um beim Thema Nr. 1 top informiert zu sein. „Kinder sollten nicht unsere Projekte sein, sondern umhüllt werden von unserer wohlwollenden Präsenz.“ (S. 187).

Was gibt es Konstruktives?

Schmidt ist keine Befürworterin einer Verbotskultur, denn diese behindert das Mündigwerden von jungen Menschen. „Das Gesetz ist eine ordnende Kraft, aber es steht nicht über der Gnade“ (S. 163). Deshalb spricht sie sich u. a. nicht für „True Love Waits“ aus, da dies ohnehin junge Menschen nicht davon abhält, Sex zu haben. Positiv ist, dass die Autorin definiert, was ihrer Meinung nach Sex ist: „sich gegenseitig zum Orgasmus bringen“. Damit schließt sie alternative Formen gegenüber dem vaginalen Geschlechtsverkehr mit ein und nimmt so Jugendlichen die Segel aus dem Wind, wenn es um die Frage geht: Wie weit darf man vor der Ehe gehen. „Legen wir die Furcht vor der Sexualität ab und erobern Gottes geniale Idee darin zurück. Sex ist eine Bereicherung.“ (S. 177).

Kritisch sind zudem die Ausführungen zum Themenkomplex Gender, Identität und sexuelle Orientierung zu sehen. Einerseits erhält der Leser Aufklärung zu diesen Themenfeldern, die anschaulich und allgemeinverständlich gehalten sind. Andererseits spricht sich die Autorin mehr für vielfältige Identitäten aus, anstatt dem biblischen Schöpfungsbericht zu folgen. „Es ist sehr relevant, dass wir in die Freiheit gelangen und lernen, mit Vielfalt zu leben.“ (S. 106).

Was bleibt?

 

Die informativen Sachteile des Buches sind gelungen. Ebenso dienen die Übersichten und Abbildung dazu, sich fachgerecht über die Sexualerziehung zu informieren. Die Betonung der Mündigkeit und das Begleiten der Jugendlichen wird ebenfalls hervorgehoben. Allerdings ist der Hang zu einer Auflösung konservativer-religiöser Werte zu erkennen, der das Gesamtbild – aus Sicht des Rezensenten – trübt. „Veränderung erfordert Bewegung im Denken. Man muss alte Annahmen überprüfen und gegebenenfalls weglegen. […] Ich sehe Christinnen und Christen, die sich eigene Entscheidungen zutrauen. Die sich selbst trauen, ihrem eigenen Lebensentwurf, ihrer eigenen Beziehung zu Gott, ihrem eigenen Empfinden, ihren eigenen Wahrnehmungen und ihren eigenen Erkenntnissen.“ (S. 188). 


Das Buch:

  • Schmidt, V. (2022): Aufgeklärt. Pädagogisches Know-How für die Sexualerziehung, 208 Seiten, ISBN: 978-3-77516-118-3, Preis: 20,00€

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