Ein sehr heißes Eisen des 21. Jahrhunderts ist der Umgang mit dem Thema Homosexualität. Johannes Traichel legt mit „Evangelikale und Homosexualität“ eine theologische Ausarbeitung vor, die sowohl dem biblischen Befund als auch den Anforderungen unserer Zeit verpflichtet ist.
Wer ist der Autor?
Johannes Traichel ist seit verheiratet und studierte Theologie in der Schweiz, Tübingen und Chemnitz. Heutzutage ist er Pastor einer Freien evangelischen Gemeinde.
Worum geht es in dem Buch?
„Ich schreibe als Christ, der eine Liebe für homosexuell empfindende Menschen fühlt.“. Diese Wertschätzung durchzieht die gesamte Ausarbeitung. Dennoch betont der Autor von Beginn an, dass er dieses Buch als evangelikaler Christ schreibt, für den das Wort Gottes die Grundlage für Glauben und Leben ist.
Zunächst widmet sich Traichel dem aktuellen Verhältnis von evangelikalen Christen zur Homosexualität. Dabei möchte er für multiperspektivisch auf das Thema blicken und für Verständnis der jeweiligen Seite werben.
Daran schließen sich zwei Kapitel an, die den biblischen Schriftbefund zum Thema beleuchten und diesen für eine christliche Ethik reflektieren. Traichel blickt hier aus einer konservativ-christlichen Sicht auf das Thema, die sich dem Wort Gottes verpflichtet fühlt und nicht den zeitgenössischen Meinungen. Unmissverständlich ist dabei der Fakt, „dass die Bibel sexuelle Handlungen ausschließlich im Rahmen einer heterosexuellen Ehe erlaubt.“. Auf Basis von Gottes Wort kommt er auch zu der Erkenntnis, „dass eine an die Bibel gebundenen Ethik auch keine Möglichkeit sieht, den homosexuellen Geschlechtsakt aus christlicher Sicht zu legitimieren.“.
Kapitel vier ist bedeutsam für die Gemeinde des 21. Jahrhunderts, da der Autor hier Schlüsse für den Umgang miteinander – auf Basis seiner Ausarbeitung anhand von Gottes Wort – zieht. Deshalb bedingt „die Kultur der Heiligung, dass eine Nachfolge von Jesus auch dort notwendig ist, wo eigene Wünsche mit dem Anspruch von Jesus im Konflikt stehen.“. Lobenswert ist, dass der Autor Betroffene zu Wort kommen lässt.
Das letzte Kapitel widmen sich der aktuellen Debatte und geht darauf ein, ob eine „Einheit in Verschiedenheit“ möglich ist und skizziert einen evangeliumsgemäßen Weg im Umgang mit der ethischen Herausforderung. „Kompromisse in der Sexualethik, die über den Rahmen der Bibel hinausgehen, sind schädlich für die Gemeinde.“.
Wer sollte das Buch lesen?
Besonders solchen Christen ist die Lektüre empfohlen, die von der liberalen Theologie beeinflusst sind und meinen, die Liebe würde alles legitimieren, da Gott ja Liebe sei. Dankbarerweise geht Traichel auch auf Argumente ein, die Thorsten Dietz vertritt, weshalb der Leser Argumentationshilfen erhält, um der Worthaustheologie entgegenzutreten. Ebenso sind solche Leser angesprochen, die auf der anderen Seite vom Pferd fallen und mit theologischer Härte vorgehen. Genau deshalb wirbt Traichel für eine Kulturreform. „Ich bin der Überzeugung, dass wir als evangelikale Christen weiter lernen müssen, wie wir gut und einfühlen homosexuell Empfindende in ihrem Glauben begleiten.“.
Was gibt es Konstruktives?
So lobenswert die Sensibilisierung des Lesers für dieses brisante Thema ist, sollte bei allem nicht auch die göttliche Sichtweise zu diesem Thema abgeschwächt werden, denn praktizierte Homosexualität ist für Gott ein Gräuel und hat bei fehlender Buße die Folge, dass das ewige Heil nicht gewährt wird. Traichel betont diesen Punkt klar, da er Kompromisse aus ethischer oder sozialer Liebe – entgegen der biblischen Lehre – ablehnt. Der nicht geringe Preis ist m. E. durch die inhaltsvolle Argumentation, die nicht noch mehr Öl ins Feuer gießt, sondern von Liebe zu Gottes Wort und dem Menschen geprägt ist, zu rechtfertigen.
Weshalb sollte man das Buch lesen?
Traichel gelingt es, ein äußerst emotionales Thema vorurteilsfrei und wertschätzend anzugehen. „Ein Nein zu einer Sünde ist nie ein Nein zum Sünder“, so Heinzpeter Hempelmann. Anhand seiner sachlichen, differenzierten und fachkundigen Argumentation entwaffnet er sowohl Befürworter der Homosexualität durch die Wahrheit des Wortes Gottes als auch Lieblose, die homosexuell empfindenden Menschen mit Achtlosigkeit und Herzenshärte begegnen. „Gott liebt homosexuell empfindende Menschen unendlich. Die Aufgabe der Christen ist es, homosexuell empfindende Menschen zu lieben, wie sich selbst! Hier darf es keinerlei Abstriche geben. […] Geschlechtsverkehr gehört nur in eine heterosexuelle Ehe. Jegliche Abweichung davon ist Sünde. Beide Wahrheiten gehören zusammen.“. Insgesamt zeigt Traichel Mut, da er sich gegen den theologischen Mainstream (Dietz, Grabe u.a.) stellt und andererseits zeigt er Glauben, da er auf die Irrtumslosigkeit und Allgenügsamkeit der Schrift in allen Fragen verweist und vertraut.
Das Buch:
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Traichel, J. (2022): Evangelikale und Homosexualität. Für eine Kulturreform, jota, 304 Seiten, ISBN: 978-3-94906-902-4, Preis: 19,95€
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