Mit zahlreichen Bildern und einem kompakten Informationsteil zu Luthers Wirken als Reformator und Bibelübersetzer wartet die Jubiläumsausgabe der Lutherbibel 2017 auf.
Wie ist das Erscheinungsbild der Jubiläumsausgabe?
Die Bibel ist in einem anschaulichen Gewand gedruckt. Die Informationstexte mit den Abbildungen geben Einblick in das Wirken Luthers. Das Druckbild des Textes ist modern und frisch, jedoch sind die Seiten sehr dünn, weshalb der Text teilweise durschimmert. Die zahlreichen Verweisstellen sind Lutherbibel-Nutzern weiterhin eine Hilfe und die Überschriften gliedern den Text in zusammenhängende Sinneinheiten. Leider fehlen die luthertypischen Fettdrucke, sodass man die liebgewonnen Bibelverse neu anmarkern muss.
Weshalb bedarf es einer Revision?
Den Herausgebern war es bedeutsam, den Text vollständig zu überprüfen und dem aktuellen wissenschaftlichen Stand anzupassen. Zudem wurde an vielen Stellen die prägnante originale Luthersprache wiederhergestellt. Zuletzt hat man heute unverständliche oder missverständliche Begriffe behutsam angepasst. Des Weiteren wurde dem Bibeltext noch die Apokryphen hinzugefügt, die Luther als „nützlich“ aber nicht inspiriert angesehen hat.
Was gibt es Konstruktives?
Zunächst einmal sind die vermeintlichen Angleichungen fragwürdig. Beispielhaft sei darauf verwiesen, dass aus der „Stumrstillung“ die „Stillung eines Seebebens“ wurde. Zwar ist der Begriff übersetzungstechnisch möglich, aber vom Kontext her eher irreführend, da der See Genezareth kein „Meer“ ist. Leider haben die liberaltheologischen Übersetzer hier keine Verbesserung geschaffen.
Neben den eher weniger gelungenen Übersetzungen, ist jedoch der Einfluss der liberalen Theologie zu bemängeln. Dies betrifft z. B. die Gottheit des Herrn Jesus. Anhand von Römer 9,5 kann dies aufgezeigt werden:
- „denen die Erzväter angehören und aus denen der Messias dem Fleische nach stammt: der da Gott über allem ist, gepriesen in Ewigkeit!“ (Menge2020)
- „ihnen gehören auch die Väter an, und von ihnen stammt dem Fleisch nach der Christus, der über alle ist, hochgelobter Gott in Ewigkeit.“ (Schlachter2000)
- deren die Väter sind und aus denen dem Fleisch nach der Christus ist, der über allem ist, Gott, gepriesen in Ewigkeit“ (Elberfelder 2006)
- „denen auch die Väter gehören und aus denen Christus herkommt nach dem Fleisch. Gott, der da ist über allem, sei gelobt in Ewigkeit.“ (Luther2017)
Die Luther2017 verfälscht den Grundtext dahingehend, dass eine Kernstelle, die die Gottheit Jesu bezeugt, umgedeutet wird. Luther1984 war hier deutlich grundtextnäher.
Zuletzt sei darauf hingewiesen, dass die feministische Theologie ebenso Einzug erhalten hat. In den Sach- und Worterklärungen wird sich über die göttlichen Ordnungen unter dem Stichwort „Frau“ wie folgt geäußert: „Da die Bibel in einer patriarchalen, traditionellen Gesellschaft entstanden ist, war die Frau in einem starken Maße vom Mann abhängig und wurde v.a. durch ihre Mutterrolle bestimmt. […] Der erste Schöpfungsbericht zeigt aber, dass Mann und Frau die gleiche Würde besitzen, die ihnen mit der Gottebenbildlichkeit gegeben wurde. Ebenso macht die Geschichte vom Sündenfall deutlich, dass die Unterordnung der Frau unter den Mann nicht mit dem ursprünglichen Schöpfungswillen Gottes entspricht.“
Sollte man die Luther2017 erwerben?
Insgesamt muss man festhalten, dass die Revision mehr der liberalen Theologie die Tür öffnete, als sich dem Original anzunähern. Dies zeigt sich u.a. auch darin, dass die Apokryphen abgedruckt wurden, was für eine Annäherung an die röm.-kath. Kirche anzusehen ist. Von daher ist es empfehlenswert zu wortgetreueren Übersetzungen wie Schlachter, Elberfelder und Menge zu greifen oder ältere Lutherübersetzungen zu konsultieren.
Die Bibel:
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Luther 2017, Deutsche Bibelgesellschaft, 1536 Seiten + 64 Sonderseiten, ISBN: 978-3-438-03305-5, Preis: 14,99€
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