Das 21. Jahrhunderte steht stark im Zeitgeist der Visualität. Komplexe und umfangreiche Textmengen können da schon einmal schwerer in der Erschließung sein. Elisabeth Birnbaum möchte mit ihrer „Einblickbibel“ dem Bibelleser helfen, nicht den Überblick zu verlieren.
Wer ist die Autorin?
Elisabeth Birnbaum, geb. in Wien, ausgebildete Sängerin und promovierte Alttestamentlerin, Studium von "Lied und Oratorium" bei Walter Berry an der Musikuniversität Wien, 2007 bis 2013 Assistentin und Projektmitarbeiterin am Institut für Altes Testament in Wien; 2013 Gastprofessur an der TU Dresden im Fach Altes Testament; 2013-2016 Mitarbeit an einem Forschungsprojekt zur Salomo-Rezeption an der Katholischen Privatuniversität Linz. Seit 2017 ist sie Direktorin des Österreichischen Katholischen Bibelwerks. Ein Leitsatz ihres Engagements ist, dass sie Menschen beim Bibellesen nicht allein lassen, sondern die Neugierde im Leser zur Entdeckung des Wortes Gottes wecken möchte.
Was kennzeichnet die Bibelausgabe?
Zunächst einmal liegt der Einblickbibel der Text der Einheitsübersetzung in der Revision von 2016 vor. „Diese Bibel hier nennt sich „Einheitsübersetzung“, weil sie dem ganzen deutschen Sprachraum als einheitliche katholische Übersetzung für Gottesdienst, Unterricht und Forschung dient.“. Diese Übersetzung gehört zu den inhaltsbetonenden Übersetzungen, d. h. „das Ziel dieser Methode ist es, den Sinn des Urtextes möglichst exakt und für den zeitgenössischen Leser unmittelbar verständlich wiederzugeben.“ [1] Die grundtextnahe Übersetzung kennzeichnet sich durch eine gehobene Sprache aus, ist aber durchaus historisch-kritisch in den Kommentierungen. Zudem enthält die Ausgabe – gemäß der römisch-katholischen Überzeugung – die Apokryphen, die laut Luther nützlich zum Lesen aber nicht inspiriert sind.
Hervorzuheben ist, dass diese Bibelausgabe „mit kurzen, auf die wichtigsten Leseschlüssel beschränkten Kommentaren die inhaltlichen und theologischen Grundlinien“ aufzeigt und dem Leser dadurch die Bibellektüre erleichtert. Das Vorwort bietet informative Erklärungen und sachdienliche Hinweise, um die Bibel zu lesen, „denn es gibt nicht die eine, für alle perfekte Art die Bibel zu lesen.“. Zudem sind die Einführungen in die jeweiligen Bibelbücher kompakt und mit elementarem Grundwissen versehen. Lediglich im Bereich der Entstehungsgeschichte zeigt sich die historisch-kritische Überzeugung. „Es geht bei den „Ursprungs“-Erzählungen nicht um eine zeitliche Abfolge, sondern um eine Wesens- und Beziehungsbeschreibung von Gott, Welt, Völkern und Israel.“.
Was gibt es Konstruktives?
Leider hat auch das katholische Bibelwerk mittlerweile die Genderideologie übernommen. „Die Überschriften vor Büchern oder Buchtiteln finden sich nicht im ursprünglichen Bibeltext, sondern wurden von den Übersetzer:innen als Lesehilfe eingefügt.“.
Theologisch gilt es die Prägung der historisch-kritischen Auslegungsmethode im Hinterkopf zu wissen, denn immer wieder gibt es Kommentare, die sich dieser bibelkritischen Sichtweise angleichen. So wird in Jesaja 7,14 – immerhin noch in der Fußnote – daraufhin verwiesen, dass das hebräische Wort alma nicht Jungfrau, sondern junge Frau bedeutet.
Ebenso wird das Kulturargument stellenweise angeführt, um biblische Wahrheiten zu kontextualisieren. „Die Unterordnung der Ehefrau unter ihren Mann entspricht gängigen Rollenmustern der griechisch-römischen Gesellschaft.“. Hier müsste man einfach nur Genesis 1 bis 3 lesen und würde sehen, dass der ewig gleichbleibende Gott keine kulturbezogenen Gesellschaftspraktiken nutzt.
Einerseits positiv ist die wiederkehrende Ermunterung dazu, dass christliches Leben dadurch gekennzeichnet ist, sich einzubringen und zu engagieren, damit die christliche Hoffnung verkündet und verstreut wird, wobei daraus andererseits auch der Hang zur Gerechtigkeit durch Werke statt durch Glauben stärker betont wird.
Wer sollte die Bibelausgabe nutzen?
Birnbaum hat besonders Erstleser von Gottes Wort vor Augen, aber möchte auch Bibelinteressierte ansprechen, die nicht viel Lust und wenig Zeit haben, um ausführliche Bibelkommentare zur Hand zu nehmen.
Weshalb sollte man die Ausgabe erwerben?
Martin Schweikert betont in Biblisch Glauben, Denken, Leben zurecht: „Natürlich sollte man eine Übersetzung haben, in der man zu Hause ist, aber man beschränkt sich selbst, wenn man die Vielfalt der Übersetzungen nicht sinnvoll nutzt.“ Obwohl die Theologie der römisch-katholischen Überzeugung vorhanden ist und auch die historisch-kritische Bibelauslegung erläutert wird, sollte man alles prüfen und das Gute am Ende behalten. Denn der Quick Guide für die Einblickbibel ist durchaus hilfreich, um sich schnell zurechtzufinden. Zudem sind viele Hinweise sachdienlich und helfen, kulturelle und historische Zusammenhänge für das Textverständnis zu erhellen. Insgesamt eine moderne Bibelausgabe, die nicht in allem bedenkenlos ist, aber durchaus stellenweise den eigenen Horizont erweitert.
Die Bibel:
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Birnbaum, E. (2021): Einblickbibel. Die Einheitsübersetzung mit Orientierungshilfen, Katholisches Bibelwerk, 1696 Seiten, ISBN: 978-3-920609-98-0, Preis: 34,95€
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