2084

Vielen ist der Literaturklassiker 1984 von George Orwell bekannt. Darin zeichnet er dystopisches Bild der Zukunft. Verhält es sich mit der künstlichen Intelligenz ebenso? John Lennox blickt in „2084“ auf die Zukunft der Menschheit und geht der Frage nach, welchen Weg die Menschheit im Hinblick auf technologischen Fortschritt, Bioengineering und v. a. Künstliche Intelligenz einschlägt.

 

Wer ist der Autor?

John Lennox ist emeritierter Mathematikprofessor an der Universität Oxford und Autor zahlreicher Bücher zum Verhältnis von Glaube, Ethik und Wissenschaft. Des Weiteren ist er ein beleibter Konferenzredner und Gast bei diversen Debatten zum Themenkomplex Glaube und Wissenschaft, die er mit Vertretern des Neuen Atheismus führt.

 

Worum geht es in dem Buch?

Nicht erst der Politikumschwung zur neuen grünen Energie oder der Russland-Ukraine-Krieg bringen eine Zeitenwende mit sich. Vor allem die Digitalisierung bringt die Transformation der Welt, wie sie viele von uns kennen, voran. Und so stellt sich der Autor die Frage: Was wird für uns normal sein, was jetzt noch utopisch klingen mag?

 

Um sich dieser Frage zu nähern, steckt Lennox zunächst einmal das Territorium ab, da er erläutert, was Künstliche Intelligenz ist. „KI ist die Wissenschaft und die Konstruktion von intelligenten Maschinen.“. Die beiden nächsten Kapitel widmen sich zweier der drei großen Fragen des Lebens: „Woher kommen wir?“ und „Wohin gehen wir?“. Hier zeigt sich Lennox‘ christliches Profil, denn „der Glaube an Gott hat den Aufstieg der Wissenschaft keineswegs behindert“. In seinen Ausführungen wird deutlich, dass Künstliche Intelligenz für beide Fragen keine befriedigenden Antworten liefert und vieles noch sehr spekulativ ist und weit von der Realität entfernt.

 

Die nächsten beiden Kapitel beleuchten die schwache KI mit dem Schwerpunkt Zukunft. Dabei zeigt er das Potenzial auf und bekennt sich dazu, ein „Techno-Optimist“ zu sein, um im Bereich Gesundheit und Umwelt von den technologischen Fortschritten zu profitieren. Jedoch verschweigt er auch nicht die Schattenseite der KI, die sich in einem Überwachungskapitalismus und -kommunismus äußern und v. a. im Bereich der Autonomen Waffen eine reale Gefahr darstellt.

 

Kapitel sechs bis neun blicken auf die Agenda, den Mensch verbessern zu wollen. Umfassend werden Denkweisen von Visionären wie Max Tegmark u. a. vorgestellt, die eine neue Evolution des Menschen durch KI anstreben. Dem setzt jedoch Lennox das biblische Denken entgegen, denn menschliches Leben basiert auf Materie. Zudem hat Gott dem Menschen Ästhetik, Neugier, Interesse, ein Bewusstsein sowie Sprachfähigkeit gegeben und ihn als Beziehungswesen geschaffen. Dies alles fehlt KI. In Kapitel bringt er v. a. das Moralargument vor, dass für den Kreationismus wegweisend ist und dem egalitären Universalismus Grenzen und dem Transhumanismus Grenzen setzt. Die Gefahr läge nämlich bei KI darin, dass wir „als individuelle Persönlichkeiten jedwede Bedeutung im rastlosen Strudel des Datenflusses verlieren werden.“.  

 

Die weiteren vier Kapitel bringen noch stärker den christlichen Glauben in die Diskussion mit ein, da Lennox die Bedeutung der Auferstehung Christi aufgreift und die Zukunftslehre der Bibel dem Leser vorstellt. „Die Bibel sagt uns, dass die Weltgeschichte auf einen Punkt zuläuft, an dem eben dieses höchste Wesen auftritt.“. Und so blickt er in die Offenbarung, die ein bemerkenswertes Zukunftsszenario skizziert, aber auch ausreichend Information für die Endzeit bietet. „Der Versuch, einen superintelligenten Homo Deus zu schaffen, wird weder zu Gott noch Gott zu zurückführen.“. Dabei scheut er nicht die These zu äußern, „dass es sich hier [gemeint ist das Tier aus Offb. 13] um einen hochentwickelten humanoiden Roboter handelt, der mit KI, vielleicht sogar AGI ausgestattet ist.“. Im abschließenden 13 Kapitel blickt neben den apokalyptischen Szenarien, die durchaus keine kindliche Fantasie darstellen, auch auf die Hoffnungsbotschaft des Evangeliums. Schlussendlich stellt er dem Leser die Frage, wie dieser die Entwicklungen beurteilt und welche Antwort er darauf gibt, wenn es um den Glauben an Jesus Christus geht. „Wir sind eingeladen, von dieser einzigartigen Folge von Ereignissen zu profitieren, doch damit das geschehen kann, müssen wir zunächst unseren sündigen Hochmut bereuen, der die Menschheit ins Verderben geführt hat. Und dann ist es nötig, dass wir unser Leben Christus, unserem Retter, anvertrauen und ihm als unserem Herrn folgen.“.

 

Wie beeinflusst die Lektüre das Glaubensleben?

Zunächst einmal erhält der Leser zahlreiche informative Erläuterungen, die sich mit der aktuellen technologischen Welt beschäftigen. Das über 250 Anmerkungen umfassende Inhaltsverzeichnis dient als Beleg dafür, dass Lennox bemüht war, umfassend zu arbeiten. Daneben steht aber der christliche Glaube, den Lennox der ungewissen Zukunft entgegensetzt. Das Vertrauen des Lesers in den Kreationismus wird gestärkt, denn v. a. die Genesis-Akte und das Moralargument werden Gläubige stärken. Im Bereich der Superintelligenz hilft der Blick auf den Auferstandenen sowie die Lehre Christi über Zukünftiges.

 

Was gibt es Konstruktives?

Die Offenbarung gehört zu den am meisten ausgelegten Büchern. Lennox bleibt in seiner Chronologie der endzeitlichen Ereignisse sehr vage, was wiederum einige Leser enttäuschen wird. So fehlt z. B. ein Statement zur Entrückung der Gläubigen, das als nächstes prophetisches Ereignis auf Gottes Heilsfahrplan zu datieren ist und v. a. für die Gemeinde Jesu Trost, Ermutigung aber auch Ermahnung zu einem hingebungsvollen Leben zur Ehre des Herrn ist.

 

Wer sollte das Buch lesen?

Jeder, der sich für die technologischen Entwicklungen interessiert und dabei auch den christlichen Glauben mit in die Diskussion aufnehmen möchte. Allerdings sollte man bereit sein beim Lesen aktiv mitzudenken, obwohl Lennox allgemeinverständlich schreibt.

 

Weshalb sollte man das Buch lesen?

 

Erstens, damit man in der aktuellen Diskussion Bescheid weiß und Tendenzen erkennt, wohin unsere Welt im 21. Jahrhundert steuert. Gerade die Bereiche der Soziologie, Ökonomie und Ethik sind Aspekte, die bei Künstlicher Intelligenz ins Blickfeld der Entwicklung gerückt werden müssen. Zweitens erkennt der Leser, neben der Chance aber auch die Gefahr, die darin steckt, dass der Mensch selbst Homo Deus Digitalis werden möchte. Drittens bietet der christliche Glaube Antworten, die in der allgemeinen Diskussion oftmals vergessen bzw. nicht benannt werden, weshalb es Lennox zu verdanken ist, dass er diesen Aspekt mit in das Gespräch einbringt.  


Das Buch: 

  • Lennox, J. (2022): 2084. Künstliche Intelligenz und die Zukunft der Menschheit, SCM R. Brockhaus, 256 Seiten, ISBN:  9783417241747, Preis: 19,99€ 

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