Wie verstehen wir Gottes Wort und wie legen wir dieses aus? Der deutsche Theologe Gerhard Maier geht in „Biblische Hermeneutik“ diesen und anderen Fragen nach, um aufzuzeigen, dass sowohl das Alte und auch das Neue Testament biblisch-historisch verstanden werden sollten.
Wer ist der Autor?
Professor Dr. Gerhrad Maier zählt als Jurist, Theologe, Autor und Herausgeber zahlreicher Bibelkommentare, ehemaliger Rektor des Albrecht-Bengel-Hauses in Tübingen, Landessynodaler, Ulmer Prälat und Landesbischof zu den Vertretern des jüngeren Pietismus. Er ist verheiratet und Vater von vier Söhnen und zudem Referent bei offen.bar.
Worum geht es in dem Buch?
Das vorliegende Werk ist keine Abendlektüre, sondern eine theologische Denkschrift, die für die Historizität des Wortes Gottes eintritt. „Bibelauslegung und Bibelverständnis haben es mit dem einmaligen Fall zu tun, dass sie einer schriftgewordenen Botschaft begegnen, die mit dem einzigartigen Anspruch auftritt, dass hier, und hier allein Gott zuverlässig redet“.
Zunächst erläutert Maier, weshalb eine biblische Hermeneutik Grundvoraussetzung für das Verstehen von Texten ist. „Unsere Aufgabe besteht darin, die Bibel Alten und Neuen Testamentes gemäß ihrem eigenen Anspruch zu verstehen“. Daran schließt sich der Ansatz dieser Hermeneutik an, bevor die Eigenständigkeit theologischer Wissenschaft besprochen und ihre Beziehung zu anderen Wissenschaften erläutert wird.
Maier wendet sich in einem weiteren Schritt dem Ausleger zu und bespricht dessen Voraussetzungen, die Rolle des Heiligen Geistes und geht auf den Unterschied zwischen dem wiedergeborenen und dem nicht wiedergeborenem Ausleger ein. Dabei appelliert er an den Gehorsam des Einzelnen, damit sich dieser der Botschaft Gottes öffnet. „Nachfolge, Gehorsam, Erneuerung, Begegnung, Vertrauen, Liebe im Heiligen Geist“, sind grundlegende Tugenden eines bibelgebundenen Auslegers. Daran schließt sich der Blick auf unterschiedliche Offenbarungsverständnisse an, die dem Leser einen Horizont öffnen, um verschiedene Herangehensweisen kennenzulernen.
In den nächsten fünf Kapiteln beleuchtet Maier dann die Inspiration, den Kanon, die Autorität, die Geschichtlichkeit und die Einheit der Schrift. Dabei geht er auf kritische Stimmen ein und setzt ihnen Forschungserkenntnisse und Gottes Wort entgegen. „Nur der Satz, dass die Bibel als Ganzes Gottes Geschenk und Offenbarung „ist“, vermag der Schrift selbst gerecht zu werden“. Besonders wertvoll sind dabei Maiers Einblicke in die Kirchengeschichte und die historischen Entwicklungen und Deutungen.
Die nächsten zwei Kapitel widmen sich dann der Offenbarung und blicken auf Kritik und Methode. Gerade im Bereich der Kritik beleuchtet Maier die historisch-kritische Methode der Bibelauslegung und zeigt den Verlust in der Bibelautorität und der Inspirationslehre auf. „Wo Zweifel und Skepsis walten, kann von einer Bibelautorität keine Rede mehr sein“.
Das abschließende Kapitel stellt die Entwicklung einer biblisch-historischen Auslegung vor. Der Verfasser betont hierbei den biblischen Text als Ausgangspunkt anzunehmen und diesen durch eine bibeltreue Exegese auszulegen. Inhaltlich stellt er dabei den Weg einer biblisch-historischen Auslegung bis zur kommunikativen Auslegung vor. Abschließend appelliert Maier an den Leser, dass eine Hermeneutik der Begegnung entstehen muss, da Begegnung der Grundcharakter der Offenbarung ist.
Wer sollte das Buch lesen?
Vor allem sollten sich Theologiestudierende und Bibelschüler, die insbesondere mit der unbiblischen historisch-kritischen Methode in Berührung kommen, mit Maiers biblischer Hermeneutik beschäftigen. Des Weiteren dürfen Pastoren, Pfarrer und Laienprediger die Inhalte neu bewegen, um aus der Theologiestube zu einem kommunizierenden Prozesse zu gelangen, der das Wort Gottes als Gotteswort annimmt und christuszentriert sowie hörerfreundlich weitergibt.
Was gibt es Konstruktives?
Das Buch strotzt nur so von theologischem Fachwissen. Für so manchen Laien wird nicht jeder Begriff oder jede Persönlichkeit bekannt sein. Ein kleines theologisches Fachlexikon am Ende des Buches sowie ein Personenregister mit kurzen Anmerkungen, wäre hilfreich. Ebenso ist der Satz nicht so optimal, da die Randspalte kaum Platz für Notizen beinhaltet und es fehlen diverse Veranschaulichungen und Grafiken. Die Sprache ist anspruchsvoll und leider noch in alter Rechtschreibung. Der Leser muss aktiv mitdenken, was aber nicht nachteilig ist.
Wie verändert das Buch das Glaubensleben?
Maiers Ansatz wird dem Leser neu die Allgemeingültigkeit von Gottes Wort und die Allgenügsamkeit vor Augen führen. Gerade in Zeiten der erstarkenden Bibelkritik wie sie u. a. bei Worthaus oder auch in evangelikalen Kreisen (s. das Buch Glauben | Lieben | Hoffen) vermehrt auftritt, ist die klare Positionierung des Autors sehr zu loben und weiterzuempfehlen. „Alles in allem stellen wir fest, dass die Offenbarung Alten und Neuen Testaments die Einheit der in ihr enthaltenen Botschaft aussagt“.
Wieso sollte man das Buch erwerben?
Es klang bereits an, dass Maier ein Befürworter der Bibel als Gotteswort ist. Vor allem in der heutigen liberalen Zeit ist diese Arbeit ein Weckruf zu Bibelgebundenheit und Bibelbezogenheit. Inhaltlich wird man eine kompakte, aber große Fülle an Argumentationsketten erhalten, um vor der zersetzenden Bibelkritik bewahrt zu bleiben. Nicht nur die informative Seite der Arbeit, sondern auch das Eintreten für die „Klarheit der Schrift“ sind Wesenszüge, die neu gehört werden müssen, damit auch in den theologischen Ausbildungsstätten nicht die Wissenschaft regiert, sondern die Offenbarung des dreieinen und allmächtigen Gottes der Bibel. Schlussendlich ist es die göttliche Offenbarung in der Bibel, die den Weg zum Heil in Christus durch den Glauben aufzeigt.
Das Buch:
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Maier, G. (2020): Biblische Hermeneutik (15. Aufl.), SCM R. Brockhaus, 408 Seiten, ISBN: 978-3-41729-355-5, Preis: 39,90€
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