Casper Olivian gehört zur zweiten Generation der deutschen Reformatoren. Er ist ein deutscher Theologe, der unter Johannes Calvin Theologie studierte und sich in seinem späteren Dienst klar gegen den katholischen Mehrheitsglauben wandte.
Das vorliegende Büchlein ist keine vollständige Darstellung der Bundestheologie, die besagt, dass Gottes Handeln durch einen Bund der Werke und einen Bund der Gnade Menschen rettet. Diese theologische Auffassung wurde von Olivian im 16. Jahrhundert proklamiert. In reformatorischen Kreisen ist sie stark vertreten und möchte v. a. die Kontinuität von Altem und Neuem Bund und das Verhältnis zwischen Heil und Heiligung erläutern.
Beim Lesen des Buches wird deutlich, dass der Autor bekennender Calvinist ist und man bekommt den Eindruck, hier eine Verteidigungsschrift für den Calvinismus in der Hand zu halten. Olivian zeigt auf, dass Gott der Vater ist, der Bundesinitiator und der Sohn die Erwählten als ihr Bürge vertritt und der Heilige Geist diese wirksam zum Glauben beruft, damit die Gotteskinder Teilhaber der Gnade Gottes werden.
Inhaltlich sind die Ausführungen komplex, theologisch tiefgehend aber müssen vor dem Kontext des 16. Jahrhunderts verstanden und gelesen werden. Die Bundestheologie hat sich weiterentwickelt und wurde in den Folgejahren wesentlich differenzierter dargestellt und ausgebaut.
Das Buch ist all jenen zu empfehlen, die der reformatorischen Lehre offen gegenüberstehen oder einen Einblick in das Denken der Bundestheologen – in den frühen Jahren – erhalten möchten. Ebenso empfiehlt sich der Nachdruck Absolventen von Bibelschulen und Theologiestudenten, um an einer Primärquelle Theologie zu studieren.
Da das Buch weitestgehend dem Wortlaut aus dem 16. Jahrhundert folgt und nur stellenweise behutsam angeglichen wurde, ist die Lektüre herausfordernd. Olivians formuliert paulinische Sätze, die man klarer überarbeiten hätte sollen, damit der Leser des 21. Jahrhunderts besser dem Gedankengang folgen kann. Zudem muss sich der Leser bewusst sein, dass die Bundestheologie ein theologisches System ist und aus Sicht des Rezensenten nicht so klar im Wort Gottes auftaucht, wie in der Reformierten Theologie proklamiert wird.
Der Gnadenbund Gottes ist einerseits eine horizonterweiternde – wenn auch nicht leicht verständlich geschriebene – Schrift, die die Gnade Gottes in den Vordergrund der Betrachtung stellt und Gläubigen, die gerade mit ihrem Heil in Christus Schwierigkeiten haben, ein theologisches Pfund zur Verfügung stellt, das die Zweifel niederdrückt. Andererseits ist es aber auch ein menschlich-theologisches System, welches durchaus mit Fragezeichen zu versehen ist.
Das Buch
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Olivian, C. (2021): Der Gnadenbund Gottes, Sola Gratia Medien, 68 Seiten, ISBN:
9783948475246, Preis: 7,90€
erhältst du im Buchhandel oder direkt hier.
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