„Beinahe 60 Jahre alt, hatte Hermann Menge die Bibel völlig vernachlässigt. Bis er bei einer Betrachtung eines griechischen Bibeltextes so gepackt wurde, dass ihn eine überwältigende Schaffensfreude erfasste, und alles andere in den Hintergrund trat…“[1]
a) Übersetzung:
Hermann August Menge (1841 - 1939) war ein deutscher Altphilologe, Pädagoge und Verfasser einer nach ihm benannten Bibelübersetzung, der sogenannten Menge-Bibel. Als evangelischer Landeskirchlicher beschäftigte sich der Gymnasiallehrer im Ruhestand intensiv mit der Bibel und begann sie zu übersetzen. In seinem Vorwort zur 1. Auflage 1926 schrieb er: „bei aller »philologische[n] Genauigkeit« wollt er »nicht sowohl in ängstlicher Weise am Buchstaben […] kleben, als vielmehr sinngetreu […] übersetzen«, in ein »verständliches und klares […] Deutsch«, wobei auch die besondere »Stimmung und Färbung jedes Buches oder Abschnittes« zur Geltung kommen sollte“.
b) Theologische Ausrichtung:
Herrmann Menge, obwohl er evangelischer Landeskirchler war, genoss in den Kreisen der Brüderbewegung eine hohe Wertschätzung. Dies liegt u. a. an Menges Bekehrungsgeschichte und daran, dass er ein Freund der Elberfelder Bibel war und das Wort Gottes gegen Kritik liberaler Theologen verteidigte. Er war „kein professioneller Theologieprofessor und litt nicht an der gefährlichen Einseitigkeit und Kurzsichtigkeit des ihn umgebenden liberal-theologischen Zeitgeistes“. Ein Zitat von Menge bringt seine theologische Überzeugung zum Ausdruck: „Suche Jesum und sein Licht, alles andere hilft dir nicht!“
c) Geistlicher Mehrwert:
Die Menge-Bibel galt schon immer als eine sehr wörtliche Übersetzung, die Genauigkeit mit sprachlicher Schönheit und einer würdevollen Sprache kombinierte. Mit der Neuauflage der Menge 2020 liegt nun eine gründliche Revision vor. Besonders die Fußnoten wurden wesentlich erweitert. Im Vergleich zu vorigen Ausgaben sind vor allem einige Hinweise auf wörtlichere Wiedergaben sowie auf Ausdrücke in den Grundsprachen neu hinzugekommen.
Menge hat – im Gegensatz zur Elberfelder Bibel – viel stärker den Fließtext durch Überschriften strukturiert. Dieses Gliederungssystem wurde – wie auch bei der Auflage 1926 – weitestgehend übernommen. Auch wenn Überschriften menschliche Hinzufügungen sind, helfen sie dem Leser, sich schneller zu orientieren und in Gottes Wort zurechtzufinden, jedoch sollten sie nie als Gottes Wort verstanden werden!
d) Persönliche Highlights:
Bibelleser, die nicht die Sprachen Hebräisch, Aramäisch und Griechisch beherrschen, können mit der Menge 2020 tiefer in den Urtext eindringen. Der Altphilologe Menge hat hierzu einen reichhaltigen Fußnotenapparat entwickelt, der dem Leser die wörtliche Lesart vorstellt.
Ebenso ist das einspaltige, moderne und farblich ansprechende Layout eine willkommene Ergänzung zu anderen Bibelausgaben.
Zudem liegt die vorliegende Softcover-Ausgabe gut in der Hand.
Statt farbiger Karten gibt es Menges Bekehrungsgeschichte im Anhang, die beeindruckend und ermutigend ist.
e) Optimierung
Leider neigen die Seiten zur Durchsichtigkeit. Daher empfiehlt es sich sehr behutsam Markierungen im Text vorzunehmen, da diese schnell durchdrücken. Beim Lesen kann dies zudem stören.
Ebenso wurde auf ein Kartenmaterial verzichtet, was allerdings zur Standardausrüstung einer Bibelübersetzung – aus Sicht des Rezensenten – gehört.
f) Fazit
Die revidierte Version der Menge-Bibel ist optisch ein Hingucker und besticht durch ein klares Schriftbild. Sie ist eine gute Ergänzung zu den anderen formal äquivalenten Übersetzungen wie Elberfelder oder DaBhaR, da Menges Sprache inhaltliche Klarheit mit philologischer Schönheit kombiniert. Menge war – entgegen den Brüdern aus Elberfelder – schon immer etwas „kommunikativer“ und dies sollte seine Übersetzung auch auszeichnen. Mit knapp 35€ ist der Preis für die revidierte Fassung durchaus im oberen Preissegment und dafür ist sie etwas spärlich ausgestattet, wenngleich das Layout überzeugt.
Hier geht es zur Leseprobe.
Die Bibel:
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Menge 2020, clv Verlag, 1792 Seiten, ISBN: 9783866990197, Preis: 34,99€
erhältst du im Buchhandel oder direkt hier.
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Andreas Förster (Mittwoch, 10 November 2021 20:01)
Ich sehr dankbar für Menge-Bibel 2020. Sie, Menge-Bibel 1939, war in den 70ern neben der Lutherbibel in der DDR die wichtigste. Es gibt immer was zu beanstanden. Kurzum eine gelungene Revision. Ich sage es nur, sehr zum empfehlen. Servus Andreas