Unsere Welt verändert sich rasant. Traditionelle Ideen und Werte werden radikal infrage gestellt. Wie kann man mit den unterschiedlichen Weltanschauungen umgehen und Heranwachsende zur eigenen Meinungsbildung führen? Hierzu möchte die Buchreihe „Die Suche nach Wirklichkeit und Bedeutung“ Pädagogen und auch interessierten Menschen Impulse und Argumente geben. Die beiden Professoren David W. Gooding (1925 – 2019) und John Lennox (* 1943) gehen in ihrer vierbändigen Buchreihe auf die existenziellen Fragen der Menschheit ein. Dabei orientieren sie sich an den von Immanuel Kant aufgeworfenen Grundfragen:
- Was kann ich wissen?
- Was soll ich tun?
- Was darf ich hoffen?
- Was ist der Mensch?
Im zweiten Band befassen sich die Autoren mit der fundamentalen Frage, „die nicht nur auf wissenschaftliche und philosophische Theorien Auswirkungen hat, sondern auch auf unsere alltägliche Erfahrung: Wie können wir überhaupt irgendetwas wissen“? Erneut sind die Verfasser darauf bedacht, einen breiten Zugang zu einem weiten Feld zu vermitteln. Bevor die Erkenntnistheorie und ihre Gegenansichten besprochen, und die Frage nach der Wahrheit gestellt werden, um sie vor dem Hintergrund postmodernen Denkens zu beantworten, erläutern Gooding und Lennox die grundlegenden Fragen, die für die Themen im weiteren Verlauf relevant sind. Der Leser erhält so einen Überblick über die Bedeutung von Weltanschauung und ihre unterschiedlichen Sichtweisen. „Keine Weltanschauung entbindet uns von der Notwendigkeit, Entscheidungen zu treffen“. Diese Einführung, ist in allen vier Büchern dieselbe, bildet das Fundament, um die weiteren Ausführungen im Buchprojekt nachvollziehen zu können.
Nach der Einführung geht es nun ans Wesentliche: Wie können wir überhaupt etwas wissen? Zunächst gilt es abzuklären, wie wir die Welt um uns herum eigentlich wahrnehmen. „Wenn wir unsere Sinne einsetzen, um Informationen über die äußere, objektive Welt zu erhalten, muss der Mensch lernen, seine fünf Sinne konkret einzusetzen und deren Informationen korrekt zu interpretieren; und jeder von uns muss dies selbst tun“. Schlussendlich zeigen die Autoren auf, „wenn wir die Geschichte des menschlichen Denkens, aber auch die Ansichten verstehen wollen, von denen unsere Mitmenschen auf der ganzen Welt zutiefst überzeugt sind, müssen wir uns zunächst bemühen, ihre Sichtweisen und die Begründungen dafür zu verstehen“. So blicken Gooding und Lennox ausführlich auf die philosophischen Gedankengebäude des Idealismus, Realismus und setzen sich kritisch mit John Lockes sowie David Humes Erkenntnistheorie auseinander, bevor Immanuel Kants Sichtweise besprochen wird. Abgeschlossen wird dieser erste Komplex mit der Thematisierung von Vernunft und Glaube. Hierbei positionieren sich die Autoren als Theisten. „Der Glaube des Theisten beruht vielmehr auf einer Person: dem lebendigen Herrn und Gott, der sich selbst so offenbart hat, dass sich der Gläubige seiner direkt bewusst ist“.
Nun blickt das Autorenduo im zweiten Teil auf die Frage: Was ist Wahrheit? Auch hier stellen sie dem Leser zunächst einmal den historischen Werdegang nach Antwortmöglichkeiten auf die Frage dar. „Wir alle haben mit verschiedenen Ebenen und sogar Arten von Wahrheit zurechtzukommen“. Gerade die Kapitel über Kant und Derrida gehören inhaltlich zu den herausforderndsten des Buches, bieten aber dem Leser einen kompetenten Einblick über den großen Rahmen der erkenntnistheoretischen Debatten, die wir heute im Bereich Kultur, Wissenschaft und Politik führen. Deshalb zeigen sie dem Leser verschiedene Ebenen der Wahrheit auf. Neben dem Historizismus wird insbesondere die biblische Sicht von Wahrheit thematisiert, bevor die Wahrheit dann auf der Anklagebank Platz nehmen muss. Hierbei wird insbesondere der Prozess um Jesus Christus beleuchtet, da er ja von sich selbst behauptet, die Wahrheit zu sein (Joh. 14,6).
Im dritten Teil wird dem Leser das postmoderne Denken vor Augen gestellt. Hierbei nehmen Gooding und Lennox unterschiedliche Bereiche in den Blick, auf die das Denken Einfluss genommen hat (Literatur, Philosophie, Wissenschaft). „Indem sie die Idee einer objektiven Wahrheit vollkommen ablehnen, stehen Postmodernisten selbst in der Gefahr, sich den Mythenerfindern anzuschließen“.
Der Anhang ist – wie wohl in allen vier Bänden – gleich. Das Duo stellt dem Lesenden vor, was genau Wissenschaft ist, gibt eine weitgefächerte Bibliografie der Serie an. Ebenso erhalten Lehrer und Schüler oder Studenten Frage, die das vertiefte Durcharbeiten der Kapitel ermöglicht.
Als Lesepublikum richten sich Gooding und Lennox an unterschiedliche Gruppen. Aufgrund seines Aufbaus ist das Buch besonders Bibelschullehrern und -studenten zu empfehlen. Ebenso ist es für Pädagogen aller Einrichtungen hilfreich, um ihre Schüler im kritischen Denken herauszufordern und ihnen Fragen beantworten zu können. Zuletzt eignet sich das Werk auch für solche, die Freude an Philosophie haben.
Mit Was können wir wissen liegt ein Buch vor, das zentrale Fragen des Alltages aufgreift und sachlich Antworten liefert. Obwohl das Autorenduo seinen christlichen Glauben nicht verheimlicht, sondern vielmehr interdisziplinäre Brücken schlägt, wird der Leser eher zum kritischen Denken angeregt, statt mit einem christlichen Weltbild überschüttet zu werden. Jedoch wird eines deutlich: Die Bibel hält auch den schärfsten intellektuellen Angriffen stand.
Hier geht es zur Leseprobe.
Das Buch:
- Gooding, D. / Lennox, J. (2020): Was können wir wissen? Können wir wissen, was wir unbedingt wissen müssen?, CV Dillenburg, 448 Seiten, ISBN: 978-3-86353-698-5, Preis: 24,90€
erhältst du im Buchhandel oder direkt hier.
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