Schon wieder ein Jesusbuch? Gibt es denn nicht genug? Bei seiner Recherche zu „Jesus. Eine Weltgeschichte“ ist dem Autor Markus Spieker bewusst geworden, „dass Kirche und Wissenschaft längst nicht fertig sind mit dem Gekreuzigten und Auferstandenen“. Und deshalb erklärt er, warum Christen an der Bibel, ihren Wundergeschichten und Jesu Gottessohnschaft festhalten sollen.[1]
Markus Spieker, Fernsehjournalist und Autor, hat ein Buch mit knapp 1.000 Seiten vorgelegt. Zu Beginn hatte er das nicht vor, doch in seiner Entstehung ist das Buch immer weitergewachsen. Eigentlich wollte Spieker nur Jesu Leben nacherzählen, dann in die Zeitumstände einbetten, schließlich in die Weltgeschichte insgesamt. „Ich zoome langsam auf Jesus, den Mittel- und Knotenpunkt allen Seins, verweile einige Kapitel bei ihm, um dann die Perspektive wieder zu öffnen für das, was Jesus in die Welt gebracht hat“. Während seiner Recherche zu dem opulenten Werk wurde ihm erneut klar: Die moderne Theologie mit ihrer liberalen Bibelkritik hat viel Porzellan zerschlagen. [2] Er selbst verortet sich „in der Tradition geistlicher Erneuerungsbewegungen, wie es sie seit der Spätantike in den unterschiedlichsten konfessionellen Kontexten gab, die aber dasselbe verfolgten: zurück zur ersten Liebe, zurück zu Jesus“.
Im ersten Teil „Schöpfer“ beleuchtet der Verfasser die universale Vorgeschichte bis zur Geburt Jesu. Leider geht Spieker wohl nicht vom kreationistischen Ansatz der 6-Tage-Schöpfung aus, doch das spielt im Buch keine tragende Rolle. Nicht nur informativ, sondern erzählerisch ansprechend wird die Gottessuche der Völker und die Messias-Erwartung der Juden vor der extremen Drucksituation im Heiligen Land während der Zeitenwende dargestellt. Schon hier zeigt sich, dass ein Pageturner vorliegt, der sowohl Menschen ansprechen möchte, die Fragen und/oder Zweifel an den christlichen Glauben stellen, als auch Christen in ihrem Horizont weitere Erkenntnisse zur Verfügung zu stellen.
Im zweiten Teil „Retter“ wird der Fokus des Lesers auf das öffentliche Wirken des Herrn Jesus zum Inhalt. Neben Leben und Lehre wird vor allem sein Tod auf Golgatha in einen universellen Rahmen eingebettet. „Aus christlicher Sicht ist der Weg zum Kreuz ein Triumphzug der siegreichen Liebe“. Spieker ist sich bewusst, dass er nur einen Ausschnitt der Christengeschichte darstellt und aus einer westeuropäischen Perspektive schreibt. „Unser Standpunkt bestimmt unsere Perspektiven“.
Im dritten Teil „Freund und Helfer“ blickt der Verfasser von der Auferstehung über das Aufgehen der christlichen Saat auf 2000 Jahre Jesus-Bewegung. „Die Jesus-Nachfolger pflegten von Anfang an eine Kultur der Mitmenschlichkeit“. Hierbei stellt er die „Greatest Hits“ der Christenheit, aber auch den Widerstand und die inneren Konflikten dar. „Seine Botschaft krempelt nicht nur das Leben einzelner Menschen um, sondern die ganze Welt – und zwar von unten und von den Rändern der Gesellschaft“. Und deshalb hat es sich Spieker nicht nehmen lassen, am Ende des Buches mit einer praktischen Anleitung zur Jesus-Begegnung zu schließen.
Das Buch ist getrieben von der persönlichen Faszination und der Glaubensbeziehung des Autoren zu seinem Erlöser, denn, "so durchgeknallt das klingt, die Lösung aller Probleme" ist der Gottessohn. „Bei der Beschäftigung mit Jesus gibt es nun mal keinen neutralen Boden. […] Ich habe versucht, alle relevanten Informationen über Jesus, seine Vorgeschichte und sein Weiterleben, zu sammeln, sie durch die Brille des Glaubens zu betrachten, sie nach bestem Gewissen zu gewichten du ihnen eine schlüssige Erzählstruktur zu geben“. Im IDEA-Interview äußerst sich Spieker so: „Die deutsche Theologenzunft bekommt den Bedeutungsverlust, den sie mit zu verantworten hat, inzwischen selbst zu spüren. Das ist mir bei der Arbeit an meinem Buch überdeutlich geworden. Mehr als drei Viertel der aktuellen Fachliteratur, die ich verwendet habe, kamen aus dem englischsprachigen Raum. Einfach deshalb, weil dort die spannenderen Forschungsdebatten laufen. Etwa über die Frage, welchem literarischen Genre die Evangelien zuzuordnen sind. Immer mehr internationale Top-Theologen gehen fest davon aus, dass es sich schlicht und einfach um Biografien handelt und dass sie nicht auf vagem Hörensagen und obskuren Überlieferungen basieren, sondern auf Augenzeugenberichten. Mehr denn je können Christen davon überzeugt sein, dass sich das, was die Apostel erzählten, wirklich zugetragen hat.“[3] Das 32 Seiten umfassende Literaturverzeichnis, das nur eine Auswahl darstellt, ist ein eindrucksvoller Beleg für jeden Skeptiker.
Auch wenn das Buch knapp 1.000 Seiten umfasst, so ist es ein Pageturner. Das liegt einerseits am aufschlussreich-informativen Inhalt, aber andererseits auch an Spiekers Geschick für Sprache. Die historischen Fakten werden interessant aufbereitet, wovon schon die motivierenden Überschriften im Inhaltsverzeichnis zeugen. „Auferstehung: Comeback für die Ewigkeit“. Dem Schreiber gelingt es Wissen für jedermann verständlich zugänglich zu machen. „Der Atheismus ist damals wie heute, nicht der Endpunkt einer aufklärerischen Entwicklung, sondern nur ein resignatives Zwischenfazit, ein Intermezzo. Am Ende kehrt die Philosophie doch wiederum zum Gottesglauben zurück“. Neben der breiten Informationsfülle gibt es immer wieder markante Sätze, die Wahrheiten prägnant weitergeben. „Musik ist die Kunstform, in welcher der Mensch der göttlichen Kreativität am nächsten kommt“.
Als theologischer Laie schreibt der Autor in erster Linie für ein interessiertes Nicht-Fachpublikum: für Christen und Glaubenssuchende, „die sich intensiv mit der spannendsten Persönlichkeit aller Zeiten auseinandersetzen wollen“.
Schlussendlich möchte Markus Spieker dazu animieren, selber die Bibel zur Hand zu nehmen und darin zu lesen. Denn das, was da steht, ist wirklich passiert. „Das ist das effektivste Glaubenswachstumsprogramm“.[4] Spiekers Buch ist eine Orientierungshilfe im Zeitalter der Auflösung von Wahrheit und Infragestellung dessen, was das Wort Gottes ist. „Wer nicht weiß, woher er kommt, weiß auch nicht, wer er ist und wohin er unterwegs ist“.
Das Buch hilft der „kulturellen Amnesie und des Identitätsverlustes“ im christlichen Abendland und dem fortschreitenden „Glaubens-Analphabetismus“ entgegenzuwirken. Und so sollte jeder, der mit Jesus unterwegs ist oder Fragen an ihn stellt, das Buch lesen.
Hier geht es zur Leseprobe.
Das Buch:
- Spieker, M. (2020): Jesus. Eine Weltgeschichte, fontis Verlag, 1004 Seiten, ISBN: 978-3-03848-188-1, Preis: 30,00€
erhältst du im Buchhandel oder direkt hier.
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