Wozu das Alte Testament?

Der Rat eines weisen Mannes lautete: „Wenn du die fünf Bücher Mose verstehst, dann versteht du die ganze Bibel“. Hermann F. Kohlbrügge (1803-1875) war ein niederländisch reformierter Theologe und Pastor der niederländischen reformierten Gemeinde in Elberfeld. Mit „Wozu das Alte Testament“ möchte er die Bedeutung des Alten für das Neue Testament aufzeigen.

 

Gerade in Zeiten in denen Bibelkritik populär ist, ist die Frage der Bedeutung biblischer Bücher von höchster Bedeutung für „Zeit und Ewigkeit“. Und so sieht der Autor zur Beantwortung der Frage, welche Bedeutung man dem sogenannten Alten Testament beimisst, den geeignetsten Weg darin, eine sorgfältige Untersuchung des sogenannten Neuen Testamentes in seinem Verhältnis zum sogenannten Alten Testament durchzuführen.

 

Die Basis seiner Ausarbeitung bildet dabei das paulinische Zeugnis über die Gemeinde in Beröa in Apostelgeschichte 17,11. „Wenn die wissenschaftliche Theologie und Bibelkritik diesen Gläubigen in Beröa nicht folgen, also das Alte Testament in seiner Gesamtheit nicht als das Wort Christi annehmen kann, dann wird man sich von dieser Wissenschaft verabschieden müssen, wenn man nicht im Jüngsten Gericht durch diese wissenschaftlich ungebildeten Leute aus Beröa beschämt werden möchte“. Das sind wahre Sätze, die in ihrer Aussage so manchen Theologen des 21. Jahrhunderts aber auch Christen neu zum Hinterfragen seiner persönlichen Auffassung gegenüber der Bibelkritik bringen sollte.

 

In der Einleitung zeigt Kohlbrügge auf, dass er die Begriffe „Altes“ und „Neues“ Testament nicht für schriftgemäß hält. „Leider hat die Erfindung dieser Bezeichnung einiges dazu beigetragen, dass Begriffe über Gottes Wort aufgetaucht sind, anhand derer ein beträchtlicher Teil dessen vor einem anderen Teil zurückgesetzt wurde“. Es schließt sich das erste Kapitel an, welches die Haltung der Zeitgenossen Jesu darstellt. „Dieses Buch war für sie das, was für die Christen die Bibel ist – mit der Ausnahme, dass sie es voll und ganz, wie es vor ihnen lag, für Gottes Wirt hielten und selbst auf dem kleinsten Jota beharrten“.

Im nächsten Kapitel beleuchtet Kohlbrügge das Verständnis der nichtjüdischen Zeitgenossen und zeigt auf, dass sie ebenso wie die Juden alles das glaubten, was die Schriften über den Messias offenbarten. „Wir finden bei ihnen also weder einen neuen Glauben noch eine neue Sprache, sondern nur eine Wiederholung dessen, was sie in den Schriften von Mose, den Propheten gelesen hatten und so wiedergaben, als ob sie diese Schriften selber geschrieben hätten“.

Daran schließt sich die Bedeutung der Schriften Moses und der Propheten für den Herrn Jesus in der Zeit seines Menschseins an. Der Autor betont, dass sowohl Jesus als auch seine Apostel in den vorliegenden Schriften all das fanden, was die Lehre der Apostel ausmacht. „Denn darin hat der Herr es nicht nur gefunden, sondern auch nachgewiesen, wie bis heute nachzulesen ist, und so haben es Seine Jünger und Apostel auch verstanden“.

Nachdem Kohlbrügge Jesu Auffassung über die Schriften erläutert hat, stellt er nun die Auffassung der Evangelien diesbezüglich vor. „Die Evangelisten haben die Bücher […], wirklich als von denjenigen geschrieben gehalten, deren Namen sie heute noch tragen. […] Den Gesamtinhalt verstanden sie mit einfältigem Herzen auf Jesus hin und legten ihn in ihren Berichten von den wichtigsten Begebenheiten um Jesu Geburt, Lehre, Leiden, Tod und Auferstehung zu Grunde“.

Kapitel fünf widmet sich dem Umgang der Apostel und ihrer Gehilfen mit der Bibel, die Jesus las. Dieses Kapitel ist das umfangreichste, da Kohlbrügge alle Briefe und inklusive der Offenbarung diesbezüglich durchleuchtet. Die Ergebnisse sind faszinierend: Alle Apostel akzeptierten die Autorenschaft der „alttestamentlichen“ Schreiber. Sie verstanden diese als das unmittelbare, zuverlässige, untrügliche und auf ewig verbindliche Wort des Herrn“. Bei der Auslegung achteten sie auf ein wortwörtliche und christuszentrierte Exegese. Die Eingebung durch den Heiligen Geist bejahten sie vollumfänglich. Daher beriefen sie sich auf die Schriften, die die Bibel Jesu ausmachten.

 

Die Ausarbeitung Kohlbrügges ist verständlich verfasst, sodass Laien und Theologen gleichermaßen davon profitieren. Angesichts der aktuellen Verwässerung der biblischen Wahrheiten und der Infragestellung des Wortes Gottes, ist diese Publikation in ihrer Wichtigkeit und Bedeutung nicht nur für Theologiestudierende, sondern v. a. auch für Gemeindemitglieder und dienende Brüder am Wort geeignet. Kohlbrügge fasst es so zusammen: „In jedem denkenden Gemüt sollte die Überzeugung geweckt worden sein, dass die Bücher des Mose und der Propheten so wenig „Altes Testament“ sind, wie die Bücher der Evangelisten und Apostel; dass ebendiese Schriften für den Herrn, Seine Apostel und die ersten christliche Gemeinden die einzige Bibel und verbindende Autorität waren, die Heilige Schrift, aus der sie das Evangelium vom Reich Gottes verkündigt haben“.

 

Über die Bedeutung des Inhaltes haben wir schon gesprochen. Dem Verlag ist es zu danken, dass er die 1846 entstandene Publikation sprachlich überarbeitet und für Leser des 21. Jahrhunderts zugänglich gemacht hat. Denn der Inhalt ist eine Quelle der Ermutigung für Jesusnachfolger zum Lesen und Studieren der gesamten Bibel. Denn das sogenannte Alte Testament als das Bilderbuch des Neuen Testamentes ist ein kostbarer Schatz, in dem das Evangelium enthalten ist und die biblische Lehre entdeckt werden kann. 

 

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Das Buch:

  • Kohlbrügge, H. H. (2020): Wozu das Alte Testament. Eine Würdigung der Bücher Mose und der Propheten, Voice of Hope Verlag, 157 Seiten, ISBN: 9783947978755, Preis: 12,90€

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