Dem emeritierten Professor für Neues Testament und Bischof i. R., Ulrich Wilckens, war es schon von jeher ein Anliegen, eine Übersetzung des Neuen Testamentes zu schaffen, die zugleich verständlich wie auch verlässlich ist. Das Endprodukt dieses Bemühens liegt seit 2015 vor.
a) Übersetzung:
Wilckens will sowohl sprachliche Verständlichkeit als auch sachliche Zuverlässigkeit erreichen. Sein Bemühen hat er dahingehend intensiviert, dass er wissenschaftliche Exegese mit einer stilvollen Sprache verbunden hat.
b) Theologische Ausrichtung:
Ein Motivator für Wilckens war dabei die Überwindung konfessioneller Differenzen. Kardinal Lehmann äußert sich im Vorwort wie folgt: „Ulrich Wilckens hat als Theologe und als Bischof über ein langes Leben hinweg leidenschaftlich der ökumenischen Aufgabe in einer unentwegten Suche nach der Einheit der Kirche Jesu Christi gedient.“ Erwähnenswert in diesem Zusammenhang ist, dass Wilckens zwar die historisch-kritische Bibelauslegung durchaus differenziert betrachtet, ihr aber nicht komplett entsagt. Vielmehr meint er sie habe ihre Berechtigung, ginge aber an manchen Stellen zu weit. „Dass die pietistischen Exegeten des 19. Jahrhunderts für die Echtheit der biblischen Verfasser eintraten, nennt Wilckens einen „theologischen Denkfehler“, so Dr. D. Facius.
c) Geistlicher Mehrwert:
Die Übersetzung ist zunächst einmal in Sinnabschnitte unterteilt, die sich aus der Exegese ergeben. Wörtliche Zitate aus dem Alten Testament hat der Autor in Kapitälchen gesetzt. Auf diese Weise verdeutlicht das Satzbild dem Leser bereits rein optisch, welch tiefgreifenden Einfluss das Alte Testament besitzt. Ergänzend sei darauf hingewiesen, dass dieser Aspekt Wilckens Forschungsarbeit ein Leben langt prägte, denn „die Mitte, den roten Faden, findet man im Namen Gottes, diesem heiligsten Gut Israels“. Er entdeckt „in diesem Namen Ursprung, Mitte und Ziel des Glaubens Israels als die Brücke zum Neuen Testament, zur Gottesoffenbarung in Jesus“.
Roland Werner betont mehrfach im Vorwort, „dass seiner Erkenntnis nach manche Datierungen der Entstehung einzelner Bücher des Neuen Testamentes deutlich früher angesetzt werden müssten und manche Fragen der Verfasserschaft positiver und vertrauensvoller dem Zeugnis der frühen Kirchenväter und internen Angaben folgen sollten“.
Die Kommentierungen geben Einblick in das Denken eines evangelischen Theologen mit einem ökumenischen Herzen. Das ist vielleicht der Mehrwert, der die Studienbibel von anderen abhebt.
d) Persönliche Highlights:
Die Kommentierung hat Wilckens in doppelter Weise dem Leser zur Verfügung gestellt: „einmal in einer zusammenfassenden Kommentierung sinnvoller voneinander abgehobener Textabschnitte, ohne sie im Bibeltext mit einem eigenen Titel zu versehen, und mit gezielten Einzelerklärungen“. Beim Leser wird zudem die Ehrfurcht vor dem Wort Gottes überspringen, die den Autor kennzeichnet. „Der Übersetzer Ulrich Wilckens nimmt sich ganz zurück, hört inständig auf das, was der heilige Text uns heute sagen will“.
Des Weiteren spürt man in den Kommentaren das, was Wilckens Herz antreibt: „in Jesus Christus findet alles sein Ziel und seine Mitte. Die Offenbarung des ewigen und doch persönlich nahekommenden Gottes, des Allmächtigen und Barmherzigen, des dreieinigen Gottes – Vater, Sohn und Heiliger Geist -, des „ICH BIN, der ICH BIN“.
e) Fazit
Weiß man um Wilckens ökumenisches Herz, seine Zuneigung zur historisch-kritischen Methode kann man manche Ausführungen einordnen und nachvollziehen. Darüber hinaus bietet die Studienbibel mit ihren fortlaufenden Erklärungen eine Fundgrube für alle, „die sich mit der Bibel beschäftigen und tiefer graben möchten“.
Hier geht es zur Leseprobe.
Die Studienbibel:
- Wilckens, U. (2015): Studienbibel Neues Testament, fontis Verlag, 928 Seiten, ISBN: 9783038480020, Preis: 24,99€
erhältst du im Buchhandel oder direkt hier.
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