Reich Gottes, Kreuz, Kirche

Sie sind seit Jahrhunderten heiß umkämpft. Ihre Auslegung hat Generationen beschäftigt. Doch jetzt endlich, haben wir die wesentliche Botschaft der Evangelien neu entdeckt. N. T. Wright, Theologie, Schriftsteller und ehemaliger Bischof, möchte in „Reich Gottes, Kreuz, Kirche“ aufzeigen, wie die Evangelien richtig zu verstehen sind.

 

Zunächst sei erwähnt, dass das Buch aus der Edition Emergent Deutschland stammt, die sich mit den Herausforderungen beschäftigt, die durch das Zusammenkommen von Kultur und Evangelium im Kontext von Kirche und Gemeinden entstehen. „Im Zentrum steht dabei die Frage, wie die christliche Botschaft in der aktuellen Wirklichkeit unserer Gesellschaft verkündigt und gelebt werden kann“. Zum besseren Verständnis der emergenten Bewegung sei auf die wichtige Publikation „Verführung auf leisen Sohlen“ des Maleachi-Kreises hingewiesen.

 

Inhaltliches:

„N.T. Wright schreibt: "Während meiner Studien über Jesus und die Evangelien habe ich den Eindruck gewonnen, dass der Großteil der westlichen christlichen Tradition schlicht vergessen hat, worum es in den Evangelien eigentlich geht. Trotz mehrerer Jahrhunderte intensiver und schwerer Arbeit an allen möglichen Merkmalen der Evangelien haben wir oft die Hauptsache übersehen, die uns alle vier Evangelien so ungeduldig erzählen wollen. Ich bin daher zu dem Schluss gekommen, dass wir nicht nur hier und da ein bisschen an der Feinabstimmung arbeiten müssen. Wir müssen grundsätzlich neu durchdenken, was die Evangelien zu sagen versuchen." In seinem Buch bietet Wright uns die Gelegenheit, den kraftvollen Texten ganz neu und frisch zu begegnen. Hier wird dem Leser die überraschende, unerwartete und geradezu schockierende Botschaft der Evangelien geboten: Es ist die Geschichte eines neuen Königs, der alles verändert und der uns in seine neue Welt einlädt.“ (Verlagstext)

 

Interessantes:

Wright verfolgt in seinem Ansatz zur Erläuterung, was genau das Reich Gottes ist, die Stoßrichtung George Eldon Ladds vom Fuller Theological Seminar. Seiner Ansicht nach ist in Jesus die Zukunft schon in die Gegenwart gekommen. Somit ist das Reich Gottes „Schon-jetzt und Noch-nicht“ (= angebrochene Eschatologie). Erlöste haben daher schon jetzt Teil an Gottes Herrschaft und warten dennoch auf den finalen Abschluss. Der Verfasser geht dann noch ein Stück weiter, denn er sieht das Reich Gottes als die neue Schöpfung und Gott bzw. Jesus ist König über diese Schöpfung. Und so können die Nachfolger Jesu im Reich Gottes nicht nur Gott erleben, sondern sie haben schon hier und jetzt Teil am Projekt Gottes. Mit dieser Sicht gelingt Wright ein neuer Zugang, denn der Mensch sollte so sein, wie Gott ihn geplant hat: Teilhaber und Mitregent auf Erden. Dazu muss er aber im Einklang mit dieser neuen Schöpfung leben. 

 

Bedenkliches:

Immer wieder spricht sich der Autor jedoch gegen die altkirchlichen Glaubensbekenntnisse aus. Er hält diesen regelmäßig vor, dass sie nicht den Jesus der Evangelien vorstellen würden. „Die Glaubensbekenntnisse erwähnen nichts von dem, was Jesus zwischen seiner Geburt und seinem Tod tat“. Vor allem im vierten Teil zerpflückt Wright die altkirchlichen Glaubensbekenntnisse zugunsten seiner eigenen Reich Gottes Vorstellung. Seine abgeschwächte Heilslehre bezeugt sich in der Auseinandersetzung mit dem Bekenntnis von Nicäa. „Dieses „Heil“ ist keine Rettung von der Erde, aus Gottes Schöpfung heraus, sondern auf der und für die Erde und für uns als Geschöpfe der Erde“. Die emergente Theologie Wrights scheint zudem deutlich in den folgenden Worten durch: „Gott beabsichtigt, das „Ich“ zu transformieren, das Sie momentan sind, und zwar in ein Wesen – ein vollständiges, herrliches, physisches Wesen -, das wahrhaftiger „Sie“ sind, als Sie es je gewesen sind“. Zuletzt hält es der Rezensent für äußerst fragwürdig, wenn Wright seine Erkenntnis über die der Kirchengeschichte stellt, indem er den wahren Gläubigen vor seiner Zeit attestiert, die Evangelien grundsätzlich falsch verstanden zu haben.

 

Fazit:

 

Ja, in der Tat, ist Wrights Ansatz und Erklärung der Evangelien frisch und neu. Seine Ausführungen versucht er regelmäßig anschaulich und verständlich darzulegen, sodass auch nicht Theologie Studierende verstehen, worauf er hinaus möchte. Insgesamt jedoch ist die Entfernung von reformatorischen Erkenntnissen, die Hinwendung zu emergenten Theorien und das Abschwächen des Kreuzes Jesu als bedenklich einzustufen und daher wird von der Lektüre abgeraten. 


Das Buch:

  • Wright, N. T. (2015): Reich Gottes, Kreuz, Kirche, Francke Verlag, 336 Seiten, ISBN: 978-3-86827-504-9, Preis: 17,95€

erhältst du im Buchhandel oder direkt hier.

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