Jesus Christus ist das Zentrum der Geschichte. Kaum eine andere Person in der Menschheitsgeschichte bringt die Gemüter von Menschen zum Jubeln und Kochen. Der Theologie, Schriftsteller und ehemalige Bischof N. T. Wright möchte in seinem Buch „Jesus“ dem Leser nahebringen, wer er war, was er wollte und warum er für uns persönlich wichtig ist.
Zunächst sei erwähnt, dass das Buch aus der Edition Emergent Deutschland stammt, die sich mit den Herausforderungen beschäftigt, die durch das Zusammenkommen von Kultur und Evangelium im Kontext von Kirche und Gemeinden entstehen. „Im Zentrum steht dabei die Frage, wie die christliche Botschaft in der aktuellen Wirklichkeit unserer Gesellschaft verkündigt und gelebt werden kann“. In diesem Zuge sei auf einen Vortrag des deutschen Pastors Schriftsteller und Konferenzredners Dr. Wolfgang Nestvogel hingewiesen.
Inhaltliches:
„Jesus – keine Gestalt der Weltgeschichte ist so faszinierend, keine so umstritten. Während er für die einen der übernatürliche Sohn Gottes ist, der kam, um die Welt von Sünde zu befreien, ist er für andere eher ein jüdischer Revolutionär, der schon von seinen Nachfolgern falsch verstanden wurde. Als ehemaliger Bischof und Professor für Neues Testament kennt N. T. Wright diesen Konflikt nicht nur sehr gut, er hat ihn auch in seiner eigenen Verkündigung durchlitten. Das führte ihn dazu, Jesus neu in den Blick zu nehmen. Herausgekommen ist ein Buch, das nicht nur Glauben und Geschichte wieder zusammenführt, sondern Jesus auch vor dem Hintergrund seiner Zeit erklärt, als jüdischen Messias und Christus der Gemeinde. Und das so, wie man es von ihm gewohnt ist: tiefschürfend, herausfordernd und verständlich. Ein frischer Blick auf Jesus, der das eigene Jesusbild verändert und den eigenen Glauben vertieft. Gerade in Zeiten religiöser Verunsicherung ein wichtiges Buch, das Jesus im Kontext der Evangelien für uns neu lebendig macht.“ (Verlagstext)
Interessantes:
Dem Ansatz von Wright „historisch fundierte Theologie, persönliche Frömmigkeit und ein kritisches Nachdenken über die eigene Tradition und die heutige Zeit“ miteinander in eine „fruchtbare Verbindung“ zu bringen, ist grundsätzlich zuzustimmen. Gerade der erste Teil, der sich den Schlüsselfragen widmet, ist durchaus vieles abzugewinnen. Dies liegt u. a. daran, dass Wright viele Erkenntnisse seiner Forschungsarbeit zum Christentum des ersten Jahrhunderts und des jüdischen Denkens einfließen lässt. Gehaltvoll sind vor allem die Erläuterungen, weshalb die Juden einen „König“ erwarteten. Auch im dritten Teil, dem mehr praktischen Element des Buches, ist den grundsätzlichen Ausführungen zuzustimmen, die aber m. E. nichts Neues beinhalten. Denn wer Jesus als Herrn und Heiland angenommen hat, der wird kein „Befolger eines Verhaltenskodex“ sein, sondern ein hingebungsvoller und brennender Jünger, der seinem Gott und Herrn Ehre geben möchte.
Bedenkliches:
N. T. Wright hat grundsätzlich ein anderes Verständnis im Bereich des „Reiches Gottes“. Für eine intensivere Auseinandersetzung sei auf das Übersichtswerk auf meinem Blog hingewiesen. Wright argumentiert, dass „der Mensch in Jesu Reich-Gottes-Projekt den entscheidenden Faktor in Gottes Schöpfungsprojekt aufnimmt“. Mit dieser Sichtweise tritt auch eine Herabsetzung des Kreuzestodes und der Sünde ein. „Jesus rettet Menschen, damit er durch sie die Welt auf die Weise regieren kann, wie er es immer vorgehabt hatte“. Andererseits befürwortet Wright sehr stark die Verantwortung der Gläubigen beim Mitregieren und Mitgestalten in Gottes Reich. „Als Jesus seine Absicht, endlich Gottes Reich aufzurichten, verkündete, es auf eine Weise tat, die andere Menschen miteinbezog und mitnahm“. Hier zeigt sich dann der emergente Ansatz der Transformation. Für äußerst bedenklich empfindet der Rezensent die Negierung des Zustandes der Sündhaftigkeit von Geburt an. „Was immer Sie über die oft missverstandene Lehre von der „Erbsünde“, der ursprünglichen Sünde denken, es wäre extrem töricht, nicht wahrhaben zu wollen, dass Menschen sowohl unglaublich schreckliche als auch unglaublich schöne Dinge getan haben“.
Fazit:
Wrights Schreibstil ist leserfreundlich und durchaus ansprechend und anschaulich, wobei er stellenweise auch zu „Ausführlichkeit“ neigt. Die sozio-kulturellen Hintergrundinformationen können bereichern. Auch der Ansatz, im „Reich Gottes aktiv“ mitzuarbeiten, ist zu befürworten, wobei dies jeder Gläubige ohnehin praktiziert, da dies der Lehre der Bibel entspricht. Jedoch proklamiert der Autor zu stark die kulturellen Denkmuster beim Auslegen des Wortes Gottes. So erkennt man schnell, das Wright sein Schriftverständnis in seine Auslegung hineinlegt und oftmals nicht die Bibel zu Wort kommen lässt. Die Überbetonung der Verantwortlichkeit des Menschen und die Herabsetzung des Kreuzestodes Jesu und damit auch das Fehlen des „zur Ehre Gottes leben“, bringen den Rezensenten dazu, das Buch nicht zur Lektüre zu empfehlen.
Das Buch:
- Wright, N. T. (2018): Jesus. Wer er war, was er wollte und warum er für uns wichtig ist (2. Aufl.), Francke Verlag, 330 Seiten, ISBN: 978-3-86827-384-7 Preis: 14,95€
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