Überrascht von der Bibel

Wenn der Geburtstag, Weihnachten oder eine andere Feierlichkeit bevorsteht, können Kinder die Überraschung kaum erwarten. N. T. Wright, Theologe, Schriftsteller und anglikanischer Bischof, zeigt in seinem Buch „Überrascht von der Bibel“ auf, welche erstaunlichen Einsichten er zu strittigen Themen erhalten hat.

 

Zunächst sei erwähnt, dass das Buch aus der Edition Emergent Deutschland stammt, die sich mit den Herausforderungen beschäftigt, die durch das Zusammenkommen von Kultur und Evangelium im Kontext von Kirche und Gemeinden entstehen. „Im Zentrum steht dabei die Frage, wie die christliche Botschaft in der aktuellen Wirklichkeit unserer Gesellschaft verkündigt und gelebt werden kann“. In diesem Zuge sei auf einen Vortrag des deutschen Evangelisten, Verlegers, Autors und Buchhändlers Wolfgang Bühne verwiesen, der die theologischen Hintergründe der emergenten Bewegung treffend analysiert hat.

 

Inhaltliches:

„In diesem Buch gibt der renommierte Neutestamentler N. T. Wright herausfordernde Einsichten in die Bibel und klärt so manches Missverständnis auf, dem unsere christlichen Gemeinden unterliegen. Soll der Glaube öffentlich gelebt werden? Was sagt die Bibel zu Frauen in der Gemeindeleitung? Kann ein Naturwissenschaftler an die Auferstehung glauben? Wie bricht Gottes Reich auf der Erde an? Welchen Stellenwert hat die Schöpfung? Sind die alten Götzen wirklich tot? Was passiert am Ende der Zeit? Diesen und anderen brisanten Themen geht der Autor auf inspirierende, ermutigende und nicht zuletzt überraschende Weise nach.“ (Verlagstext)

 

Interessantes:

Die Aufsätze sind von Wrights theologischen Forschungen des ersten Jahrhunderts geprägt. Als Leser erhält man informative Hintergrundinformationen und Einblicke, die der Autor in seiner Forschungstätigkeit zu Tage gefördert hat. Jedoch sind sie auch immer wieder von folgendem Denken geprägt: „Obwohl die westliche Tradition uns besonders der Protestantismus und die evangelikale Tradition immer behauptet haben, sie bauten auf der Bibel auf und seien in der Schrift gegründet, haben sie nach und nach langfristig und subtile Strategien entwickelt, um nicht auf das hören zu müssen, was die Bibel tatsächlich sagt“. Dieser Background zeichnet auch die theologischen Überlegungen Wrights aus. Es ist zu begrüßen, wenn Wright zu folgendem aufruft: „Jede Generation muss die Bibel auf ihre Weise in historischer Hinsicht lesen, weil jede Generation erwachsen werden muss und nicht einfach nur die richtigen Antworten nachschlagen und dann in einer infantilen Haltung verweilen sollte“.

 

Bedenkliches:

Aber, die Überlegungen und Ausführungen offenbaren das, weshalb der Rezensent Wrights „Überraschungen“ größtenteils nicht zustimmen kann. Beispielhaft einige Zitate:

• „In der Bibel geht es nicht darum, Menschen aus der Welt heraus zu erlösen, sondern darum, sie für die Welt zu erlösen, und in der Tat darum, dass Gott die Welt durch diese erlösten Menschen erlöst“.
• „Die ganze Welt ist jetzt Gottes heiliges Land. Das ist es, was die Bibel prophezeit hat, und das wurde in Jesus dem Messias erreicht“.
• „Gott bringt seine Leute in Ordnung, damit er durch sie die Welt in Ordnung bringen kann“.
• „Das Ziel besteht darin, dass Menschen erlöst werden, damit sie das Lob der Schöpfung zum Ausdruck bringen und sich als Gottes weise Haushalter um seine Schöpfung kümmern können“.

Fazit: 

Wrights Schreibstil ist leserfreundlich und durchaus ansprechend. Ebenso sind gewisse Gedankengänge interessant, um eventuell sich selbst in seiner Position neu zu reflektieren. Aber insgesamt entfernt sich Wright von den Grundsätzen der Reformation und betont latent, dass nur seine Sicht auf die Bibel der entspricht, wie die Bibel verstanden werden möchte. Zudem entwickelt er eine abgeschwächte Soteriologie. Aufgrund dieser Mängel, hält der Rezensent die Lektüre für bedenklich, da sie kulturelle Erkenntnisse über biblische Zusammenhänge stellt und kann sie nicht empfehlen. 

 

Hier geht es zur Leseprobe.