Schmerz, Leid und Not, Kummer, Sorgen und Tränen. Jeder möchte davor verschont bleiben. Wer jedoch damit konfrontiert ist, der stellt schnell die Frage: Wo ist Gott in all dem Leid? Wie zeigt sich Gottes Souveränität und seine Weisheit in all den menschlichen Nöten? Thomas Boston (1676 – 1732), schottischer Prediger, geht diesen drängenden Fragen in „Schicksalskrümmungen“ nach.
Die literarischen Ausführungen von Boston fanden sich in so gut wie jedem schottischen Haushalt. Sein einflussreichstes Werk über den „Vielfältigen Zustand der menschlichen Natur“ stand neben der Bibel und Bunyans Pilgerreise in den Regalen der schottischen Bevölkerung. Seine Bücher zeichnet vor allem aus, dass es nicht entscheidend ist, wo jemand als Christ wirkt, sondern welchen Wert sein Dienst für Jesus Christus hervorbringt.
Thomas Boston gehörte auch nicht zu denjenigen, die ein „gutes“ und „einfaches“ Leben lebten, sondern vielmehr zu solchen, die zahlreiche „Dornen“ ertragen mussten. Seine Frau hatte langjährige Depressionen, er verlor zwei seiner fünf Kinder frühzeitig und wurde Zeit seines Lebens durch körperliche Beschwerden geplagt. „Um in schmerzlichen Erfahrungen eine christliche Haltung zu bewahren, ist es von größter Bedeutung, eine unvoreingenommene Sicht auf sie zu haben. Und diese Sicht erlangt man nur durch den Glauben und nicht durch die Sinne“. In die Ausführungen sind eigene Leidenswege eingeflossen, welche Bostons praktische Ratschläge lebensnah und von bleibender Wirkung erscheinen lassen.
Und so nimmt der Prediger den Leser mit zur Entdeckung biblischer Wahrheiten. Zwei Stellen aus dem Alten Testament (Pred. 7,13 und Spr. 16,19) sowie eine aus dem Neuen Testament (1. Petr. 5,6) werden von Boston ausgelegt. Dabei orientiert sich der schottische Theologe an knackig formulierten Lehrsätzen, die sein reformatorisches Bibelverständnis charakterisieren. Die Lehrsätze lauten:
- Alle Krümmungen im Schicksal eines Menschen sind von Gott gewirkt
- Wenn Gott es für richtig hält, in unserem Schicksal etwas zu beschädigen, werden wir es nicht heilen können
- Die Krümmungen im Schicksal als das Werk Gottes anzusehen, ist das rechte Mittel, um jemanden zur richtigen Haltung darunter zu bewegen
- Es gibt ein Geschlecht von Geringen und Angefochtenen, deren Lage diesbezüglich jedoch besser ist, als diejenigen der Stolzen, die ihren Willen durchsetzen und alles ihren Vorstellungen angleichen
- In demütigenden Umständen sollten unsere Herzen zu einer angemessenen Demütigung des Geistes unter Gottes gewaltige Hand geneigt sein, die uns in diese Umstände hineinstellt
- Es gibt einen Zeitpunkt Gottes, an dem jene, die sich jetzt unter seine gewaltige Hand demütigen, ganz gewiss erhöht sein werden
Bostons Ausarbeitung ist durchaus theologisch anspruchsvoll. Seine Ausführungen bestechen von einer tiefen Verwurzelung in Gottes Wort. Lobenswert ist, dass Boston sehr strukturiert und nachvollziehbar seine Gedanken zu den aufgestellten Lehrsätzen formuliert. Durch das Einflechten des persönlichen Leidens nimmt er den Lehrsätzen ihre theoretisch-fromme Wucht und zeigt ihre praktische Bedeutung für gelebten Glauben auf. „Vollkommenheit gibt es hier [auf Erden] nicht, kein Lebensweg außerhalb des Himmels verläuft ohne eine Krümmung“.
Beim Lesen der Gedanken des Autors bekommt man zudem einen Einblick in die Bedeutung der Heiligen Schrift für das persönliche Leben. In seiner Anleitung, um Demut zu erlangen, führt der Autor zehn Anweisungen auf, die er durchgehend mit Bibelstellen belegt. Viele Beispiele für die Krümmungen des Lebens werden ebenso aus Gottes Wort angeführt. Dies macht Lust, selber in der Bibel die Menschen und ihre Schicksalskrümmungen zu entdecken.
Insgesamt erhält jeder Christ mit „Schicksalskrümmungen“ einen Ratgeber, der ihm hilft, den Blick des Herzens neu auf Gottes Souveränität auszurichten. Bostons Ausführungen sind dabei nicht als Wink mit dem Zeigefinger zu verstehen, sondern vielmehr als pastorales Handauflegen, um Betroffenen seelsorgerlich zu dienen. „Ihr seid aufgerufen worden, euch in euren demütigenden Umständen zu demütigen, und habt für den Fall die Zusicherung einer Erhöhung empfangen“.
Die Anschaffung der Lektüre ist ratsam, um dem gefühlsorientierten Christsein ein bibelzentriertes Gegengewicht zur Seite zu stellen. Zudem sind es die sehr prägnant und klar formulierten Ausführungen des Autors, die es ermöglichen, tiefgreifende geistliche Wahrheiten nachvollziehbar und verständlich zu vermitteln.
Das Buch:
- Boston, T. (2020): Schicksalskrümmungen. Wie sich Gottes Souveränität und Weisheit in den menschlichen Nöten zeigt, Sola Gratia Medien, 192 Seiten, ISBN: 978-3-94847-506-2, Preis 12,90€
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