Virus, Heuschrecken, Hungersnöte, Kriege sowie Erdbeben und das Leid der ungeborenen Lebenden. Wenn man wollte, könnte man ein düsteres Bild der Welt des 21. Jahrhunderts zeichnen. Doch zu allen Zeiten lagen dunkle Wolken am Horizont der Menschheitsgeschichte. Martin Luthers Werk „Ob man vor dem Sterben fliehen möge“ erweist sich heute aktueller denn je.
Der große Reformator verfasste die Zeilen in der Zeit einer Pest in Wittenberg. Sie sollten Rat und Hilfe bieten. Die Fragensteller konfrontierten ihn mit: Wie sollen sich Bürger, Ärzte, Pflegepersonal und Verantwortliche in den Regierungen verhalten? Wie weit darf und muss Hilfe und Fürsorge für ansteckende Erkrankte gehen? „Diese Veröffentlichung von Martin Luthers Schrift sollte uns aufzuzeigen, wie wir uns bei [Gottes] Gericht verhalten sollen und wie wir uns vor Leichtsinnigkeit, Überängstlichkeit und Lieblosigkeit gegenüber unserem Nächsten schützen“, so A. Visser im Vorwort der niederländischen Übersetzung des Scientiae Verlags.
Luther geht in seiner ihm eigenen Art auf die Themen ein. Dabei begründet er jede seiner Ausführungen mit Bibelworten und Beispielen daraus. So zeigt sich, dass hier nicht der Mensch argumentiert, sondern Gottes Wort als Richtschnur zum Handeln genutzt wird. Das „göttliche Gebot des Dienens und Helfens“ wird vom Reformator für unterschiedlichste Gruppen dabei als Richtschnur benannt. „Denn wo einer dem anderen solches nicht täte, sondern ließe seinen Nächsten so in Nöten liegen und fliehe vor ihm, der ist vor Gott ein Mörder“.
Die Erläuterungen und Ansichten mögen den Leser wachrütteln, denn die Sprache Luthers ist deutlich, kompromisslos und alles andere als politisch weichgespült. Beim Lesen spürt man die Geborgenheit in Gott und die Verankerung des Glaubens in Gott. „Willst du nun Christus selbst dienen und sein warten, wohlan, so hast du da vor dir einen kranken Nächsten. Gehe hin zu ihm und diene ihm, so findest du gewiss Christus an ihm, nicht nach der Person, sondern in seinem Wort“. Nicht nur den Gesunden erteilt Luther einen Rat, sondern auch die Erkrankten berücksichtigt er, nachdem sie wieder genesen sind. „Wer die Pestilenz gehabt hat und zu Kräften kommt, soll auch selbst die Menschen meiden und sie nicht ohne Not bei sich leiden wollen“. Im Schluss des Briefes betont der Reformator noch einmal, dass das Wort Gottes auch beim Sterben zum Segen ist. Auch der Abschied aus dieser in die jenseitige Welt sollte schon zu Lebzeiten bedacht sein und nicht den Hinterbliebenen aufgebürdet werden.
Insgesamt ist die Lektüre eine wichtige Ergänzung zu all den Ratschlägen unserer Zeit, weil sie den Glauben an Gott, die Verankerung in Gottes Wort sowie den Einsatz für den Nächsten betont. Das Buch kann grundsätzlich jedem Christen empfohlen werden. Ebenso kann es an Menschen in Verantwortung weitergegeben werden, um biblische Prinzipien in Zeiten der Krise neu zu entdecken. „Christus, unser Herr und Heiland, erhalte euch alle in reinem Glauben und heißer Liebe unbefleckt und unsträflich auf seinen Tag, zusammen mit uns allen“.
Das Buch:
- Luther, M. (2020): On man vor dem Sterben fliehen möge, Sola Gratia Medien, 56 Seiten, ISBN: 978-3-94847-513-0, Preis: 2,90€
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