Einführung Homiletik

Wilfried Engemann, Professor für Praktische Theologie an der Universität in Wien, ist ein klarer Befürworter, denn ungeachtet der Zahl der Zuhörer, steht die Predigt vor der Herausforderung, den Glauben bei und im Zuhörer zu fördern.

 

Das vorliegende Werk bietet eine differenzierte Gesamtschau des homiletischen Diskurses an, der die Debatten um die „Prämissen, Herausforderungen, Methoden und Ziele der Predigt nachhaltig geprägt hat.“ Schwerpunktmäßig orientiert sich Engemann an den Beiträgen aus der homiletischen Reflexion seit Ende des Zweiten Weltkrieges, bezieht aber auch Impulse aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts mit ein. Im Gegensatz zu anderen Werken betont er eine „kohärente Betrachtung aller Elemente des homiletischen Prozesses“, d. h. Homiletik muss im Zusammenhang mit dem Ganzen des Predigtgeschehens beleuchtet werden. Sein Grundsatz ist dabei, dass eine Predigt „als Rede von Mensch zu Mensch – also die unaufhebbare Gegebenheit von Verstehen und Verständigen – angemessen berücksichtigt werden muss“.

 

Das Predigtgeschehen beleuchtet Engemann in seiner homiletischen Einführung in vier Teilen. Zuerst stellt er die Elemente und Perspektiven sowie Phasen und Situationen des Predigtgeschehens dem Leser vor. Hervorzuheben hierbei ist, dass Engemann die theologischen Grundlagen der Predigt mit empirischen Beobachtungen und darauf bezogenen Analysen darstellt. Hierzu erörtert er auch die homiletischen Probleme des Predigtprozesses. Aus seiner 35-jährigen Zusammenarbeit mit Studierenden hat sich gezeigt, „dass die Bewusstmachung bestimmter Problemzonen einer Predigt ein entscheidender Schritt zum Aufgeben homiletisch entbehrlicher Gewohnheiten ist“. Dieses Kapitel bildet die Grundlage, um anschließend Kriterien für ein jeweils bestimmtes Feld der Predigtvorbereitung zu entwickeln. Daher ist es auch das umfangreichste. Im zweiten Teil analysiert der Autor die Leitfragen und die Grundausrichtung einer Predigt. Informativ sind dabei die neuesten Ergebnissen aus der Predigtrezeptionsforschung, die mit den Möglichkeiten der Analyse verbunden werden. Engemann möchte dabei nicht eine wissenschaftliche Distanzierung fördern, sondern vielmehr mit den Reflexionsperspektiven Lust zum Predigen machen, da „die Predigtarbeit eine besondere Chance für sich selbst ist“ (S. 615). Im sich nun anschließenden Kapitel stellt der Verfasser seine Theologie der Predigt vor. „Gute Predigten sind nicht einfach das Resultat eines exakt befolgten Leitfadens, sondern das Ergebnis eines lang andauernden Erfahrungs- und Denkprozesses“ (S. 619). Dabei nimmt er auf die zuvor entfalteten kommunikationswissenschaftlichen, psychologischen, texthermeneutischen und sprachwissenschaftlichen Argumente Bezug. Im vierten Teil erhält der Leser Arbeitshilfen, um sich eine Predigt zu erarbeiten. Im abschließenden Teil werden sämtliche weiterführende Verzeichnisse aufgeführt.

 

Aufbau und Inhalt zeigen deutlich, dass das Buch vorrangig für Studierende der Theologie konzipiert ist, aber auch Pfarrer und Laienprediger erhalten – besonders aufgrund der empirischen Ergebnisse – zahlreiche Informationen, um sich im eigenen Predigtprozess weiterzuentwickeln.

 

Engemanns Einführung kann zurecht als Standardwerk der Homiletik bezeichnet werden. Seine umfassenden Bezüge zwischen den verschiedenen Human- und Geisteswissenschaften geben dem Leser einen umfassenden Einblick in die zeitgenössische Predigtkultur und helfen, sowohl im Studium als auch in der Praxis wertvolle Impulse für die Predigtkonzeption zu erhalten. Ob nun hauptberuflich oder ehrenamtlich, zum Kauf kann nur geraten werden. 

 


Das Buch:

  • Engemann, W. (2020): Einführung in die Homiletik (3. erw. u. überarb. Aufl), Narr Francke Attempto Verlag, 715 Seiten, ISBN 978-3-8252-5293-9, Preis: 39,90€

erhältst du im Buchhandel oder direkt hier.

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