Schöpflin setzt sich mit einem heiklen Thema auseinander: unerfüllter Kinderwunsch. Die eigene Betroffenheit der Autorin bringt das leise Leiden zu Wort. Aufklärend, aufrüttelnd, abenteuerlich und aussagekräftig ist die autobiografische Auseinandersetzung mit einem äußerst sensiblen Thema geschildert.
Inhaltlich berichtet sie über ihren Lebenstraum Mutter zu werden. Dabei durchlebte das Ehepaar anfangs dunkle Täler. Statt dem Start ins Glück folgten Jahre der Frustration, Ablenkung und des Fragens. Doch „innerhalb von neun Jahren veränderte sich unser Familienstand von kinderlos zu kinderreich“ (S. 13). Der Weg bis dahin war nervenaufreibend, frustrierend, schmerzhaft und abenteuerlich. Schöpflin nimmt den Leser mit ins Wartezimmer zur künstlichen Befruchtung und entführt ins Kinderheim im winterlichen Minsk bevor Gott Wunder wirkte.
Im Vergleich zu anderen Werken besticht ihre autobiografische Thematisierung durch den christlichen Glauben. Sehr zu loben ist der Verzicht auf Glaubenssensation. Vielmehr liegt es der Verfasserin auf dem Herzen, den Glauben an Gott, die Beziehung zu Jesus Christus als ein vertrauenswürdiges Miteinander im Alltag des Lebens darzustellen. Probleme, Schmerz, Hoffnungslosigkeit und immer wiederkehrendes Fragen sind dabei nicht tabu, sondern vielmehr in einen Prozess eingebettet, der zu wahrem Gottvertrauen führt. Immer wieder wird der Leser mit in das Fragen, Grübeln, Zweifeln und Hoffen einbezogen. „Mein Mutterleib war leer. Genauso wie mein Herz und mein Glaube. Ich war sauer auf Gott!“ (S. 23). Schöpflin gelingt es den Leser auf den eigenen Glaubensweg mitzunehmen. So nimmt sie den Leser mit in die Gedankenwelt und das Fragen. Am Ende des Prozesses hat der Leser einen Weg zur Antwort beschritten, mit dem er sich selbst auseinandersetzten kann. Dies gelingt unter anderem dadurch, dass am Ende jeden Kapitels auf weiterführende Impulse am Buchende verwiesen wird. Einfühlsam, erschütternd und ermutigend erfährt der Leser wie komplex, vielschichtig und alles andere als „glaube nur“ die Thematik ist. Auch die eine oder andere Träne mag beim Lesen rollen, da man die Komplexität fühlt, die Freude spürt, aber auch das Hoffen und Bangen wahrnimmt.
Dem Lesefluss kommt das journalistische Handwerkszeug der Autorin zu Gute, da die Kapitel inhaltlich ansprechend aufgebaut sind. Die einfühlsame Sprache verhilft dem Leser sich in die jeweilige Situation einzufühlen, um als Begleiter zu erfahren wie die Badewanne mit Glück gefüllt wird. Dabei spielt Humor eine tragende Rolle. Nach ihrer Rückkehr aus Weißrussland freute sich die Autorin über die Polizei in Deutschland. „Konsequenzen drohen jedoch, wenn man zu schnell fährt … und so macht ein Blitzgerät auf der Autobahn gleich das erste Familienfoto von uns“ (S. 81).
Insgesamt ist das Buch sehr zu empfehlen. Egal, ob man nun Betroffener, Begleiter oder Interessierter ist. Hier ist für jeden etwas dabei.
Das Buch:
- Schöpflin, G. (2020): Eine Badewanne voll Glück. Wie meine Träume laufen lernten, Brunnen Verlag, ISBN: 978-3-7655-0735-9, 175 Seiten, Preis: 15,00€
erhältst du im Buchhandel oder hier.
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