Diese biblische Warnung greift Pastor Craig Groeschel in „Der fromme Atheist“ auf, denn seiner Ansicht nach gibt es fromme Atheisten überall. Zwar glauben sie an Gott, leben aber so, als ob es ihn nicht gäbe.
Groeschel nimmt den Leser in der Einführung mit zu der Kernfrage, die das ganze Buch durchzieht: Wie viel Vertrauen setze ich in Gott? Schon zu Beginn merkt man, dass hier keiner schreibt, der fromme Theorie zum Besten geben will, sondern der seinen Leser mit hineinnimmt in persönliche Erlebnisse, Entdeckungen und Erfahrungen. „Dieses Buch ist für diejenigen gedacht, die den Mut haben, sich ihrer Scheinheiligkeit zu stellen“ (S. 12). Und so greift Pastor Groeschel zwölf Fragen auf, die fromme Atheisten kennzeichnen. Jedes Kapitel stellt sich folgender Frage: Sie glauben an Gott,
· kennen ihn aber nicht wirklich?
· schämen sich jedoch für Ihre Vergangenheit?
· wissen aber nicht, ob er Sie liebt?
· aber nicht daran, dass Ihre Gebete etwas bewirken?
· meinen aber, er sei unfair?
· wollen aber nicht vergeben?
· aber nicht an die Möglichkeit zur Veränderung?
· machen sich aber ständig Sorgen?
· streben aber um jeden Preis nach Glück?
· verlassen sich aber lieber auf die Macht des Geldes?
· erzählen aber nicht von ihm?
· aber nicht an seine Gemeinde?
In den zwölf Kapiteln greift Groeschel Aspekte auf, um die sich frommes Atheistentum drehen. Ihm gelingt es durch zahlreiche Lebensbeispiele, offen und ehrlich schwere Themen anzusprechen. Bei aller Klarheit und Deutlichkeit vernimmt man als Leser aber nicht den erhobenen Zeigefinger, sondern wird vielmehr sich selbst hinterfragen müssen, wie man selbst zu den einzelnen Bereichen in der Ausübung des eigenen Glaubens steht. Das abschließende Nachwort ruft dann dazu auf, sich entweder Jesus Christus ganz hinzugeben oder es bleiben zu lassen. Ein lauwarmes Christsein ist Groeschel ein Dorn im Auge. So bezweifelt er beispielsweise „ob jemand ein Christ ist, wenn er nur an Jesus glaubt“ (S. 216). Gelebter Glaube zeigt sich vor allem im Vertrauen und der konsequenten Nachfolge in allen Lebensbereichen.
Jedes Kapitel ist für sich ein abgeschlossenes. Der flüssige Ausdruck erleichtert die Lektüre und nimmt somit auch jedweden frommen Druck aus dem Beschriebenem. Groeschel formuliert lebensnah. „Früher, als ich noch ein frommer Atheist war, wäre ich ins Bett gekrochen, hätte mich zusammengerollt und nach meiner Mama gerufen“ (S. 141). In seinen Ausführungen findet sich auch immer wieder eine Prise Humor. Er empfand die „Händchenhalterei“ beim Gebet nicht besonders erbaulich. „Irgendetwas stimmt einfach nicht, wenn man Gottes Gegenwart sucht und dabei eine verschwitzte, feuchte Hand hält, die einem die ganz Zeit zu entgleiten droht wie ein glitschiger Fisch“ (S. 67). Zudem bleibt er durchgehend authentisch. „Als frommer Atheist hatte ich das Gefühl, dass meine Bitterkeit und mein Hass gerechtfertigt waren“ (S. 103).
Insgesamt ist das Buch herausfordernd, entblößend und heilsam, wenn man bereit für ein Leben ist, dass konsequent in der Jesusnachfolge sein möchte. Groeschels Ausführungen sind nicht neu, aber sie beschreiben den frommen Atheismus, der in vielen Christen steckt und entlarvt werden muss. Zum Kauf wird geraten, wohlwissend dass der Inhalt der Lektüre eine Herausforderung sein wird.
Groeschel, C. (2020): Der fromme Atheist. Du glaubst an Gott, aber lebst so, als ob alles von dir abhängt?, Gerth Medien, ISBN: 978-3-95734-655-1, 223 Seiten, Preis: 16,00€.
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